1.Spätpleistozäner Eisabbau (Degradation) des Odergroßlobus in einem Teil seines Stammbeckens und nachfolgende Überformungen - Geohistorische Darstellung

1.1Glazigene Prozesse

Die Angermünder Staffel (siehe Abbildung 5.1.A.) war die letzte geschlossene Eisrandlage der Weichsel-Kaltzeit.

Abbildung 4.4.3.DD: Profil einer Grube östlich von Kummerow (Teil I)

Alt: Abbildung 5.1.A.: Die Angermünder Staffel

Massstab: ein Viereck = 10 km


Nach Auflösung der Angermünder Eisrandlage kam es zu verschiedenen unabhängig von einander wirkenden Gletscherzungen in der östlichen Uckermark. Im Bereich der Uckerseen sind die Eisrandlagen bereits von Markuse (1966 und 1983) ausführlich beschrieben worden.

In der östlichen Uckermark dagegen sind zwischen der Angermünder Staffel und der Penkuner Staffel bisher keine Eisrandlagen nachgewiesen worden.

Die Penkuner Staffel ist in ihrer Ausbildung und Morphologie ungenügend beschrieben worden.

Aufgabe des Verfassers war es derhalb auch, eine Parallelisierung der im Bereich der Uckerseen bekannten Staffeln mit möglicherweise in der östlichen Uckermark bestehenden Staffeln vorzunehmen. Liedtke (1957) versuchte schon solch eine Parallelisierung (siehe Abbildung 5.1.B.).


Abbildung 4.4.3EE: Parallellisierung der Staffeln im Bereich der östlichen Uckermark

Alt: Abbildung 5.1.B.: Parallellisierung der Staffeln im Bereich der östlichen Uckermark, nach Liedtke 1957



Dies war jedoch schwierig, einerseits wegen zweier breiterer Talzüge des Randow/Welse- und des Oder-Tales, andererseits wegen des unabhängigen Funktionierens der Landeiszungen zu dieser Zeit.


Aufgrund der Höhenzüge wurde ein Endmoränenbogen über Wartin, Blumberg, Schönow, Jamickow, Kunow und Hohenfelde angenommen (siehe Abbildung 5.1.C.).

In einer Grube südlich Kunow wurden Stauchungserscheinungen nachgewiesen, welche auf eine NNO-Pressungsrichtung schließen lassen.

Eine mögliche Parallelisierung dieser sogenannten Kunower Staffel mit der Zichow-Golmer Zwischenstaffel ist vorgenommen worden (siehe Abbildung 5.1.C.).


Abbildung 4.4.3.FF: Die ‘Kunower Staffel’ oder ‘Welse-Staffel’

Alt: Abbildung 5.1.C.: Die ‘Kunower Staffel’

ZG=Zichow-Golmer Zwischenstaffel


Die Penkuner Staffel ist in verschiedenen Phasen geformt worden. Der südlichere Teilbereich ist von den Schwarzen Bergen über Brüssow und Nadrensee östlich zu verfolgen (siehe Abbildung 5.1.D.).


Abbildung 4.4.3.GG: Die Penkuner Staffel

Alt: Abbildung 5.1.D.: Die Penkuner Staffel



Westlich schließt die Penkuner Staffel vermutlich an die Gerswalder Staffel an (siehe Abbildung 5.1.D.).

Der nördliche Teil der Penkuner Staffel läßt sich ab Sommersdorf über Grünz, Schmölln, Schwaneberg und Wallmow westlich bis an die Ücker-Stauchungszone verfolgen (siehe Abbildung 5.1.D.). Eine Parallelisierung dieser beiden Phasen ist aber schwer. Beide Teile der Penkuner Endmoräne, sowohl östlich als westlich der Randow, enthalten Kreideschollen von der Insel Usedom. Daraus läßt sich eine analoge und synchrone Genese schließen.

Aus der Saale-Kaltzeit stammende Höhen wie die Tuleier Berge bei Luckow, bei Sommersdorf und östlich Ladenthin wurden mehr oder weniger wie ‘Nunatakker’ vom Weichsel-Inlandeis umflossen (nach mündlicher Mitteilung von Markuse 1987).


Die weit geschwungene Bögen der Rosenthaler Staffel (siehe Abbildung 5.1.E.) sind nicht weiter untersucht worden.


Abbildung 4.4.3.HH: Die Rosenthaler Staffel (Verlauf teilweise nach Bramer, 1964)

Alt: Abbildung 5.1.E.: Die Rosenthaler Staffel (Verlauf teilweise nach Bramer, 1964)




1.2Glaziale Prozesse

Die Schmelzwässer der Kunower- und Zichow-Golmer-Zwischenstaffeln könnten sich im Raum Günterberg-Biesenbrow gestaut haben, da im unteren Welsetal möglicherweise noch Toteis gelegen hat. Beim Stauen der Schmelzwässer wurden Bändertone gebildet (Markuse, 1966).

Die Talzüge des Oder- und Schönow-Tantower Tales sind schon in dieser Zeit als subglaziäre Täler angelegt worden (Liedtke, 1981).

Nachdem die Kunower Eisrandlage aufgegeben wurde, funktionierten diese freigekommenen Täler als Schmelzwasserwege, d.h. als Sanderbahnen des nächsten Haltes der Gletscherzunge (Penkuner Eisrandlage).

Die Schmelzwasserrichtung war Süd und zwischen Wartin und Blumberg wurde dabei in Höhe von 36-37 m NN im Randowtal eine Sanderterrasse gebildet (siehe Abbildung 5.2.A.).


Abbildung 4.4.3II: Die Penkuner Staffel

Alt: Abbildung 5.2.A.: Sanderterrassen im Randowtal, westlich von Wartin und Blumberg



Diese Sanderbahn schließt nördlich an die Penkuner Staffel an, läßt sich aber südlich von Blumberg in Richtung Schönow und Stendell nicht verfolgen.

Vermutlich ist das Schmelzwasser in Richtung Günterberg geflossen, wo sich andermal Bändertone formen konnten. Möglicherweise sind Reste der Sander im unteren Welsetal vom späteren Netze-Randow-Urstromtal erodiert worden. Die Sanderterrassen in Höhe von 36-37 m NN lassen sich auch im Schönow-Tantower-Tal und im Odertal verfolgen (siehe alt Abbildung 5.2.B.).


Abbildung 4.4.3JJ: Sanderterrassen im Schönow-Tantower Tal und im Odertal

Alt: Abbildung 5.2.B.: Sanderterrassen im Schönow-Tantower Tal und im Odertal



Beim Rückschmelzen der Kunower Eisrandlage blieb im Oderbereich ein großer Toteiskörper lange Zeit liegen, an dessen Rand sich Kamesterrassen bildeten, welche Niedertauerscheinungen, wie Versackungen, zeigen (siehe Abbildung 5.2.C.).



Abbildung 4.4.3KK: Niedertauerscheinungen im Welsetal südlich von Kunow

Alt: Abbildung 5.2.C.: Niedertauerscheinungen im Welsetal südlich von Kunow



Nach der Stauchung der Penkuner Staffel stauten sich die Schmelzwässer im Penkuner Bereich, und es wurden terrassenartige Flächen gebildet. Die (südliche) Penkuner Staffel wurde dann nach bestimmter Zeit von Schmelzwässern durchbrochen und zwar in Höhe von Kirchenfeld, Büssow (beide anschließend an Oser), Radekow und Rosow (siehe Abbildung 5.2.D.).



Abbildung 4.4.3LL: Durchbrechung der Penkuner Staffel, Sanderterrassen der Schmelzwässer

Alt: Abbildung 5.2.D.: Durchbrechung der Penkuner Staffel; Sanderterrassen der Schmelzwässer



Das Schmelzwasser dürfte schon vorher angelegte subglaziäre Täler benutzt haben. Dabei wurden Sanderterrassen in Höhe von 36-40(?) m NN geformt. Die Schmelzwässer, die über das Schönow-Tantower Tal südlich abflossen, dürften bei Günterberg zur Bildung der Günterberger Bändertone beigetragen haben (siehe Abbildung 5.2.E.). Ein Teil des Schmelzwassers der Penkuner Staffel floß über Rosow -Geesow - Gartz und möglicherweise auch über Radekow- Tantow- Gartz ab.


Abbildung 4.4.3MM: Formung der Bändertone bei Günterberg

Alt: Abbildung 5.2.E.: Formung der Bändertone bei Günterberg



Neben breiten Flächen wurden im Bereich Penkun Oser gebildet (siehe Abbildung 5.2.F.). Daraus läßt sich ein ruhiger Schmelzvorgang bis zur Stauchung der Rosenthaler Staffel schließen.


Abbildung 4.4.3NN: Die Penkuner Staffel

Alt: Abbildung 5.2.F.: Beispiel eines (Aufpressungs-)Os im Penkuner Bereich




Nach Auflösung der Penkuner Eisrandlagen kam es zur Herausbildung der Rosenthaler Staffel. Sanderbahnen dieser Staffel bildeten Terrassen in Höhe von 23-24 m NN, welche mit einem südlichen Gefälle im Randowtal und im Tal des Salvei-Baches nachgewiesen wurden. Im Raum Blumberg konnte dieses Terrassenniveau allerdings nicht nachgewiesen werden. Ablagerungen dieser Sanderbahn dürften die Bändertone bei Günterberg weiter erhöht haben.

Ein zur Zeit der Penkuner Staffel bestehendes Schmölln- Grünzer Gletschertor hat einen zur Zeit der Rosenthaler Eisrandlage nur wenig erweiterten Talabschnitt gebildet.

Nach Auflösung der Rosenthaler Eisrandlage konnte das Schmelzwasser über das Netze-Randow-Urstromtal wegfließen. Dabei wurden in vier unterschiedlichen Phasen vier Terrassenniveaus geformt (Klostermann, 1968).

Südlich von Kummerow konnte die Bagemühler Terrasse (‘Stufe 4’, Klostermann, 1968) von den Verfassern nachgewiesen werden.



1.3Periglaziäre Prozesse

Beim weiteren Rückschmelzen des Inlandeises kam es zur Rinnenbildung im Randow- und im Odertal. Die Ostseeküste lag zum damaligen Zeitpunkt viel nördlicher als gegenwärtig. Die Netze-, Randow- und Oder- Urstromtäler fielen trocken.

Im Odertal und teilweise auch im Randow/Welse-Tal kam es zu dieser Zeit zur Verwehung der Terrassensande. Dabei wurden im Bereich östlich von Groß-Pinnow Inlanddünen geformt. Die Verwehungen (Flugsande) im Randow/Welsetal sind kleinräumiger als im Odertal und im Holozän größenteils von Moor überdeckt. Nur vereinzelt erreichen die Kuppen die Oberfläche.


1.4Natürlich-holozäne Überformungen sowie subrezente und rezente geomorphologische Prozesse

Im Holozän (Atlantikum?) stieg der Spiegel der Ostsee und verursachte einen Anstieg des Grundwassers in der Uckermark. Dadurch fand eine starke Torf- und Moorbildung im Randowtal statt. Der Torf in den ehemaligen Urstromtälern und den Nebentälern wurde meistens nicht abgebaut.

Im Gebiet zwischen Jamickow und Kummerow am Wiesenrand der Welse in 10-12 m Höhe liegt in regelmäßigen Abständen vor den Dellen der Randzertalung jeweils eine deutlich erkennbare Schwemmfächer.

Der Übergang zum Steilrand wird durch einen deutlichen Hangknick markiert (21.7.87).

Die kolluviale Aufhöhung nördlich der Fahrstraße liegt deutlich über dem Niveau südlich des Fahrweges, was auf eine kolluviale Decke von ungefähr 1,5-2 m schließen läßt (21.7.87).

Schwemmfächerbildungen nach dem starken Gewitter (am 20.Juli 1987) von 10 bis 15 cm Mächtigkeit unterstützen diese Vermutung (21.7.1987).

Die antrophogenen Eingriffe sind in der östlichen Uckermark größenteils von land- und wasserwirtschaftlicher Art.

Die Infrastruktur greift relativ wenig landschaftlich ein. Nennenswert sind die Autobahn Berlin- Penkun- Sczcecin und die Eisenbahnlinie Angermünde- Tantow und Angermünde- Schwedt, weiterhin noch die Hohensaatener Wasserstraße und der Landgraben.

Viele Toteislöcher wurden als Viehtrinkpläze, Rötplätze oder Feuerlöschpfühle benutzt.

Ackerrandstufen, oder Hochraine, wurden als Landmarkierungen und als ‘Steinmühlhaufen’ benutzt. Ackerrandstufen deuten oft auf Geschiebemergel hin weil sie natürlich beim Pflügen stehen bleiben (im Gegensatz zu z. B. Sand).




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