1.Zusammenfassung

1.1Literaturauswertung

In der Literatur der vergangenen Jahrzehnte traten hinsichtlich der Konnektierung der im Gelände erkannten Endmoränenwälle bzw. Endmoränengebiete für den Raum der Uckermark deutlich zwei Grundtendenzen auf.

Einerseits sind bis heute am Verlauf der Pommerschen Endmoräne, so wie er vor mehr als 100 Jahren beschrieben und kartiert wurde (Behrendt 1888, Behrendt und Wahnschaffe, 1888), in keiner der übergroßen Anzahl von Karten und geowissenschaftlichen Arbeiten Zweifel geäußert worden (Markuse, 1982). Anders steht es um die zahlreichen Rückzugsstaffeln und Eishalte im Rückland der Pommerschen Haupteisrandlage bis in das Gebiet der Rosenthaler Staffel im uckermärkischen Raum, die unterschiedlich interpretiert und eingestuft wurden (Markuse, 1982).

Nach Auflösung der Angermünder Eisrandlage kam es zu verschiedenen unabhängig von einander wirkenden Gletscherzungen in der östlichen Uckermark. Im Bereich der Uckerseen sind die Eisrandlagen bereits von Markuse (1966 und 1983) ausführlich beschrieben worden. In der östlichen Uckermark dagegen sind zwischen der Angermünder Staffel und der Penkuner Staffel bisher keine Eisrandlagen nachgewiesen worden. Ausserdem ist die Penkuner Staffel ist in ihrer Ausbildung und Morphologie ungenügend beschrieben worden.

Aufgabe des Verfassers war es, eine Parallelisierung der im Bereich der Uckerseen bekannten Staffeln mit möglicherweise in der östlichen Uckermark bestehenden Staffeln vorzunehmen. Liedtke (1957) versuchte schon solch eine Parallelisierung (siehe Abbildung 6.A). Dabei zeichnete er den Verlauf einen (End-)moränenstaffel zwischen Penkun und Schwedt, als Fortsetzung der Zichow-Golmer Zwischenstaffel.


Abbildung 4.4.3.OO: Parallellisierung der Staffeln zwischen Penkun und Schwedt in der östlichen Uckermark, nach Liedtke (1957)



Liedtke bringt allerdings keine geowissenschaftliche Nachweise fuer seine eingetragene Linie zwischen Schwedt und Penkun. In vorliegender Arbeit werden einige Ergebnisse der Geländearbeiten eingebracht als Argumente fuer das Existieren einer solchen Staffel.


1.2Glazigene Prozesse – Entstehung des Welsestaffels

Im Raum Wartin - Blumberg - Schönow - Woltersdorf - Kunow – Hohenfelde ist ein deutlicher Höhenzug zu erkennen. Sie wird als Fortsetzung der Zichow-Golmer Zwischenstaffel aufgefasst und von den Verfassern Welsestaffel genannt. Die Ergbenisse der Geländearbeiten die als Argumente fuer die Auffassung dienen sind:

Erstens sind die Höhenzüge auf der Höhenschichtenkarte 1:25.000 gut zu erkennen und mit einander zu verbinden.

Zweitens sind die Höhenzüge zwischen Wartin und Schönow (westliche und südwestliche Abschnitt der Welsestaffel) besser ausgebildet (d. h. höher) als zwischen Schönow und Hohenfelde (südliche und südöstliche Abschnitt der Welsestaffel). Diese Beobachtung stimmt überein mit den Beobachtungen von Markuse (1966) im Bereich der Uckerseen wo die westliche Stauchungszonen besser ausgebildet und zu verfolgen sind als die östliche (Druck vom Eisrand mehr westlich als östlich).

Drittens wurden in eine Grube südlich von Kunow deutlich zu erkennenden gestauchte Schichten beobachten, welche auf ein Pressungsrichtung aus NO schließen lassen.

Viertens konnte circa 500 m nordwestlich von Kummerow (alte Fahrweg nach Jamickow) am Talhang beobachtet werden, daß in ungefähr 32 meter Höhe die Kiesoberflächen nach Norden unter den Geschiebemergel untertauchen bzw. der Geschiebemergel von Norden auf die Kiese mit leichtem Einfallen nach Norden aufgeschoben wurden.


1.3Glaziale Prozesse - Abflussbahnen und Sanderterrassen

Der Außensaum der Welsestaffel besitzt keine oder nur schwach entwickelte Sander, die ihren Abfluß durch das, - wahrscheinlich präexistente oder subglaziär angelegte - östliche Welsetal nehmen konnten und durch das Odertal abflossen. Die Schmelzwässer der Kunower- und Zichow-Golmer-Zwischenstaffeln könnten sich im Raum Günterberg-Biesenbrow gestaut haben, da im unteren Welsetal möglicherweise noch Toteis gelegen hat. Beim Stauen der Schmelzwässer wurden Bändertone gebildet (Markuse, 1966). Eindeutige Entwässerungsbahnen des Zichow-Golmer-Staffels konnten übrigens auch nicht gefunden werden (Markuse, 1969).

Die Talzüge des Oder- und Schönow-Tantower Tales sind schon in dieser Zeit als subglaziäre Täler angelegt worden (Liedtke, 1981). Nachdem die Kunower Eisrandlage aufgegeben wurde, funktionierten diese freigekommenen Täler als Schmelzwasserwege, d.h. als Sanderbahnen des nächsten Haltes der Gletscherzunge (Penkuner Eisrandlage).

Die Schmelzwasserrichtung war Süd und zwischen Wartin und Blumberg wurde dabei in Höhe von 36-37 m NN im Randowtal eine Sanderterrasse gebildet (siehe Abbildung 5.2.A.).

Diese Sanderbahn schließt nördlich an die Penkuner Staffel an, läßt sich aber südlich von Blumberg in Richtung Schönow und Stendell nicht verfolgen.

Vermutlich ist das Schmelzwasser in Richtung Günterberg geflossen, wo sich andermal Bändertone formen konnten. Möglicherweise sind Reste der Sander im unteren Welsetal vom späteren Netze-Randow-Urstromtal erodiert worden. Die Sanderterrassen in Höhe von 36-37 m NN lassen sich auch im Schönow-Tantower-Tal und im Odertal verfolgen.

Beim Rückschmelzen der Kunower Eisrandlage blieb im Oderbereich ein großer Toteiskörper lange Zeit liegen, an dessen Rand sich Kamesterrassen bildeten, welche Niedertauerscheinungen, wie Versackungen, zeigen.

Nach der Stauchung der Penkuner Staffel stauten sich die Schmelzwässer im Penkuner Bereich, und es wurden terrassenartige Flächen gebildet. Die (südliche) Penkuner Staffel wurde dann nach bestimmter Zeit von Schmelzwässern durchbrochen und zwar in Höhe von Kirchenfeld, Büssow (beide anschließend an Oser), Radekow und Rosow.

Das Schmelzwasser dürfte schon vorher angelegte subglaziäre Täler benutzt haben. Dabei wurden Sanderterrassen in Höhe von 36-40(?) m NN geformt. Die Schmelzwässer, die über das Schönow-Tantower Tal südlich abflossen, dürften bei Günterberg zur Bildung der Günterberger Bändertone beigetragen haben. Ein Teil des Schmelzwassers der Penkuner Staffel floß über Rosow -Geesow - Gartz und möglicherweise auch über Radekow- Tantow- Gartz ab.

Neben breiten Flächen wurden im Bereich Penkun Oser gebildet. Daraus läßt sich ein ruhiger Schmelzvorgang bis zur Stauchung der Rosenthaler Staffel schließen.

Nach Auflösung der Penkuner Eisrandlagen kam es zur Herausbildung der Rosenthaler Staffel. Sanderbahnen dieser Staffel bildeten Terrassen in Höhe von 23-24 m NN, welche mit einem südlichen Gefälle im Randowtal und im Tal des Salvei-Baches nachgewiesen wurden. Im Raum Blumberg konnte dieses Terrassenniveau allerdings nicht nachgewiesen werden. Ablagerungen dieser Sanderbahn dürften die Bändertone bei Günterberg weiter erhöht haben.

Ein zur Zeit der Penkuner Staffel bestehendes Schmölln- Grünzer Gletschertor hat einen zur Zeit der Rosenthaler Eisrandlage nur wenig erweiterten Talabschnitt gebildet.

Nach Auflösung der Rosenthaler Eisrandlage konnte das Schmelzwasser über das Netze-Randow-Urstromtal wegfließen. Dabei wurden in vier unterschiedlichen Phasen vier Terrassenniveaus geformt (Klostermann, 1968).

Südlich von Kummerow konnte die Bagemühler Terrasse (‘Stufe 4’, Klostermann, 1968) von den Verfassern nachgewiesen werden.




1.4Periglaziäre Prozesse

Beim weiteren Rückschmelzen des Inlandeises kam es zur Rinnenbildung im Randow- und im Odertal. Die Ostseeküste lag zum damaligen Zeitpunkt viel nördlicher als gegenwärtig. Die Netze-, Randow- und Oder- Urstromtäler fielen trocken.

Im Odertal und teilweise auch im Randow/Welse-Tal kam es zu dieser Zeit zur Verwehung der Terrassensande. Dabei wurden im Bereich östlich von Groß-Pinnow Inlanddünen geformt. Die Verwehungen (Flugsande) im Randow/Welsetal sind kleinräumiger als im Odertal und im Holozän größenteils von Moor überdeckt. Nur vereinzelt erreichen die Kuppen die Oberfläche.


1.5Natürlich-holozäne Überformungen sowie subrezente und rezente geomorphologische Prozesse

Im Holozän (Atlantikum?) stieg der Spiegel der Ostsee und verursachte einen Anstieg des Grundwassers in der Uckermark. Dadurch fand eine starke Torf- und Moorbildung im Randowtal statt. Der Torf in den ehemaligen Urstromtälern und den Nebentälern wurde meistens nicht abgebaut.

Im Gebiet zwischen Jamickow und Kummerow am Wiesenrand der Welse in 10-12 m Höhe liegt in regelmäßigen Abständen vor den Dellen der Randzertalung jeweils eine deutlich erkennbare Schwemmfächer. Der Übergang zum Steilrand wird durch einen deutlichen Hangknick markiert. Die kolluviale Aufhöhung nördlich der Fahrstraße liegt deutlich über dem Niveau südlich des Fahrweges, was auf eine kolluviale Decke von ungefähr 1,5-2 m schließen läßt. Schwemmfächerbildungen nach dem starken Gewitter (am 20.Juli 1987) von 10 bis 15 cm Mächtigkeit unterstützen diese Vermutung.

Die antrophogenen Eingriffe sind in der östlichen Uckermark größenteils von land- und wasserwirtschaftlicher Art.

Die Infrastruktur greift relativ wenig landschaftlich ein. Nennenswert sind die Autobahn Berlin- Penkun- Sczcecin und die Eisenbahnlinie Angermünde- Tantow und Angermünde- Schwedt, weiterhin noch die Hohensaatener Wasserstraße und der Landgraben. Viele Toteislöcher wurden als Viehtrinkpläze, Rötplätze oder Feuerlöschpfühle benutzt. Ackerrandstufen, oder Hochraine, wurden als Landmarkierungen und als ‘Steinmühlhaufen’ benutzt. Ackerrandstufen deuten oft auf Geschiebemergel hin weil sie auf natürlicher Weise beim Pflügen stehen bleiben.




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