Dr. Wierd Mathijs de Boer


Dünen im Gebiet Zossen – Baruth – Jüterbog

Erhaltenswerte Denkmale der Natur


Erschienen in: Heimatjahrbuch für den Kreis Teltow-Fläming. - Berlin 1 (1994), S. 118 - 120.


Die Dünen im Kreisgebiet gestalten das Landschaftsbild wesentlich.

Für die Jungmoränenlandschaft - das während der letzen (der sogenannten Weichsel-) Kaltzeit vom Landeis bedeckte Gebiet - sind die oft großflächigen formschönen Dünengebiete und die unregelmäßigen, kleinen, kuppigen Flugsandfelder typisch, die sich vornehmlich auf Sandern und in Urstromtälern entwickelt haben.


Die Altmoränenlandschaft - und der Fläming als Teil davon - ist eine Hinterlassenschaft der vorletzten Saale-Eiszeit. Weite Teile des Altmoränengebietes wurden von Flugdecksanden überzogen, die sich während eines trockenen, kalten Klimas - dem Weichselhochglazial - ablagerten. Selten bilden sie kleine Dünen im Altmoränengebiet.


Die meisten Dünen wurden allerdings am Ende der Kaltzeit, während dem Weichselspätglazial, durch Westwinde gebildet: so die Parabeldünen bei Horstwalde, auf dem Fläming und im Gebiet Klasdorf - Glashütte (DE BOER, 1990 und 1992a). Die Entstehungsweise dieser Parabeldünen zeigt die Abbildung.


Auffällig ist, daß die Öffnungen der Parabeläste immer an der Westseite liegen und die steileren Hänge immer an der Ostseite. Diese Tatsachen weisen auf eine Entstehung durch Westwinde hin. Das besondere des Parabeldünenkomplexes bei Horstwalde ist die Tatsache, daß mehr als 15 dieser Dünen ineinandergeschachtelt zusammen vorkommen und Höhen von bis zu 25 Meter über dem Urstromtalniveau erreichen. Das ist einmalig in Deutschland und kann sonst nur in einigen Gebieten in Polen bewundert werden.





Entstehung einer Parabeldüne. Die Pfeile markieren die vorherrschenden Winde.

Zeichnung: de Boer (verändert nach KÁDÁR, 1938)


Durch die Abwechslung von Rücken und Ausblasungswannen entstand ein abwechslungsreiches Milieu für die Pflanzen- und Tierwelt. Manche dieser sogenannten Altdünen wurden von Menschen besiedelt: aus dem Dünengebiet "Gehmlitz" nördlich von Golßen wurden von GRAMSCH (1969) Funde aus dem Alleröd-Interstadial (vor etwa 11.000 Jahren) beschrieben. In den tieferen Stellen des Urstromtales bildeten sich zu diesem Zeitpunkt Torfe heraus, die später überweht wurden. Der Dünenrest zwischen Paplitz und Baruth bildet dafür ein Beispiel (s. DE BOER, 1992b). Am Ende des Weichselspätglazials wurden die Dünen durch die Vegetation festgelegt. Danach, im Holozän, tritt der Mensch in den Dünengebieten geomorphologisch gesehen in den Vordergrund. Er entblößte die Altdünen in verschiedenen Rodungsphasen - so vor allem in der Jungstein-, Bronze- und Slawenzeit sowie während der deutschen Ostkolonisation und nach dem Dreißigjährigen Krieg. Dadurch wurde eine Auswehung der Altdünensande möglich.


Auch durch die weitverbreitete Streunutzung, durch Schafweide und Wildhege sind die leichten Sandböden immer wieder freigelegt worden. Noch am Anfang des 19. Jh. waren offene Flugsandgebiete in Brandenburg häufig (KRAUSCH, 1964).


In den vergangenen zwei Jahrhunderten wurden für verschiedene Zwecke in den Dünenfeldern Sandgruben angelegt (z. B. für die Glaswerke) und einzelne Dünen für die

Schaffung von Eisenbahnlinien durchgraben. Dadurch konnten sekundäre Verwehungen auftreten. Manchmal wurden Dünen für die Landwirtschaft (z. B. das ehemalige Dünengelände unmittelbar westlich von Paplitz) ganz und gar planiert. Außerdem wurden von Glashütten, Köhlereien und Pechsiedereien derart große Mengen Holz benötigt, daß dadurch größere Flächen entwaldet wurden und der Wind neue Angriffsmöglichkeiten bekam.


Auch noch nach 1945 wurden durch die Nutzung von Binnendünenarealen - beispielsweise durch die Streitkräfte der GUS - lokale Sandverwehungen ausgelöst. So entstand beispielsweise westlich von Luckenwalde eine - bis etwa 10 m hohe und Hunderte von Metern lange - Wanderdüne mit einem flachen Westhang und einem steilen Osthang.


Diese Wanderdüne südwestlich von Luckenwalde sollte unbedingt als "Geologisches Naturdenkmal" unter Schutz gestellt werden. Sie hat nicht nur für die östlichen Bundesländer Seltenheitswert. Ich bin der Auffassung, daß das Bestreben vieler Naturfreunde, im Niederen Fläming und im angrenzenden Teil des Baruther Urstromtales einen Naturpark einzurichten, alle Unterstützung verdient. Dies würde auch für die Dünen eine Sicherstellung gegen verschiedenartige Angriffe bedeuten. Die Dünen um Baruth sind aus geologischer Sicht und in ihrer Formschönheit und Lebewelt einzigartig in Deutschland !



Literatur:


1) Boer, Wierd Mathijs de: Dünen im Baruther Urstromtal (Raum Luckenwalde - Baruth - Lübben) - Stand der Forschungsliteratur. - In: Biologische Studien. - Luckau 19(1990), S. 3 - 10.

2) Boer, Wierd Mathijs de: Form und Verbreitung der Dünen im Gebiet zwischen Luckenwalde und Golßen (Niederlausitz). - In: Biologische Studien. - Luckau 21(1992a), S. 5 - 9.

3) Boer, Wierd Mathijs de: Äolische Prozesse und Landschaftsformen im mittleren Baruther Urstromtal seit dem Hochglazial der Weichselkaltzeit. Humboldt-Universität zu Berlin, Math.-Nat.Fakultät, Fachbereich Geographie, 1992b, Dissertation A. - 144 S.

4) Gramsch, Bernhard: Ein Lagerplatz der Federmesser-Gruppe bei Golßen, Kreis Luckau. - In: Ausgrabungen und Funde. - Berlin, 14(1969)3. - S. 121 - 128.

5) Kádár, L.: Die periglazialen Binnendünen des Norddeutschen und Polnischen Flachlandes. - In: Comptes-Rendus du Congrès International de Géographie. - Amsterdam 1(1938).- S. 167 - 183.

6) Krausch, Heinz-Dieter: Die Wälder der früheren Herrschaft Baruth gegen Ende des 16. Jahrhunderts. - In: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte.- Berlin 15(1964). - S.22 - 49.



3 W.M. de Boer (1994): Dünen im Gebiet Zossen – Baruth – Jüterbog.