Entstehung und Geomorphologie
des Unterspreewaldes
(Literaturauswertung)
Von
Wierd Mathijs de Boer
Erschienen
in: Biologische Studien. Heft 26, Luckau
(1997), S. 3 - 10.
Im März 1991 wurde der Spreewald, gegliedert in Ober- und Unterspreewald,
in die Liste der UNESCO-Biosphärenreservate aufgenommen. Biospärenreservate
haben drei Hauptanliegen: die Erhaltung der Natur, ihre Erforschung und die
Beobachtung ihrer Veränderung durch menschliche Tätigkeit. Die Erforschung der
Natur beinhaltet eine kontinuierliche (landschafts-)ökologische
Grundlagenforschung. Diese Grundlagenforschung zielt auf abiotische-,
biotische- und menschliche Aspekte des Spreewaldmilieus (siehe auch OBER,
1989). Dieser Beitrag soll ein Ansatz zur Literaturforschung und zur Erarbeitung
der Entstehungsgeschichte (Geomorphogenese) und der Geomorphologie
(Oberflächengestaltung), als Teil des abiotischen Milieus, des Unterspreewaldes
sein.
Die
Spree, die sich im Oberspreewald in zahlreiche Arme auflöst, vereinigt sich bei
Lübben zu einem Wasserlauf, der sich erst unterhalb von Hartmannsdorf wieder
aufteilt, sei es in weit geringerem Ausmaße als im Oberspreewald. Durch die
Talsandschwelle von Lübben ist eine natürliche Trennung in den Ober- und
Unterspreewald gegeben. Der Oberspreewald ist größer, bekannter und stärker
besucht als dem sich im Norden anschließenden waldreichen Unterspreewald. Der
etwa 20 km langen und etwa 5 km breiten Unterspreewald verläuft genau in
Süd-Nord-Richtung und nimmt nur ein Drittel der Fläche des Oberspreewaldes ein.
Als
Unterspreewald sieht SCAMONI (1954) das sich von Lübben aus nach Norden
verbreiternde Spreetal, das seine östliche Begrenzung durch allmählich nach
Westen abfallende Talsandflächen westlich von Biebersdorf mit ihren Dünen
erfährt, die sich nach Norden in die Talsand- und Dünenflächen östlich von
Schlepzig fortsetzen. In der Höhe von Neu-Lübbenau schließt dabei ein nach
Nordosten ziehendes Quertal der sog. Pretschener Spree die Talsandinsel von
Neu-Lübbenau und Hohenbrück nach Südwesten ab.
Nördlich
von Leibsch-Damm ist durch eine Talsand- und Dünenlandschaft die nördliche
Begrenzung des Unterspreewaldes gegeben, so daß man die nord-südliche
Ausdehnung dieser Landschaft von Leibsch-Damm bis Lübben annehmen kann, die
Nordostgrenze zwischen Hohenbrück und Kuschkow zu ziehen ist.
Die
Westgrenze ergibt sich im Norden am Ostrand des Köthener Sees, am Ostabfall der
Krausnicker Berge, sowie an der Geländestufe östlich des Forsthauses Meierei,
der Siedlung Bugk und des Dorfes Lubolz.
Die
geologische Anlage der Unterspreewaldniederung liegt wahrscheinlich in der Zeit
bevor den Eiszeiten des Pleistozäns. Da sich in ihrer genauen nördlichen
Fortsetzung das auffallend geradlinige Tal anschließt, das den Krummen See, den
Langen See und die beiden Wuck-Seen enthält, hällt SOLGER (1954, in SCAMONI)
eine tektonische Entstehung für nahe liegend. Daß dies nördliche Talstück in
der letzten Vereisung schon vorhanden war, bezeugt ein schöner Aufschluß am
Glienitzberg westlich vom Großen Wucksee. Da ist eine starke, vom Tal gegen die
Höhe gerichtete und im Berge bald sich verlaufende Stauchung zu sehen, die nur
auf ein vom Tale vordringendes Eis zurückgeführt werden kann, also das
Vorhandensein des Tales beim Vordringen dieses Eises voraussetzt.
HELLWIG
(1971) und HELLWIG u. a. (1975) untersuchten die Beziehungen zwischen rezenter
Morphologie und größeren Tiefenlagen weichselkaltzeitlicher Ablagerungen im
Randbereich des Brandenburger Stadiums. Aufgrund der durch Bohrungen untersuchten
weichselkaltzeitlichen Formenkomplexe konnte der Nachweis geführt werden:
1.
Abhängigkeit zwischen rezenten morphologischen Depressionen und der Verbreitung
relativ tief liegender und mächtiger weichselkaltzeitlicher Sedimente.
2.
Überwiegend exarative (=erodierte) Genese dieser Hohlformen, wobei z. T. eine
Abhängigkeit zum präweichselkaltzeitlichen Relief nachweisbar ist.
3.
Größere Tiefenlagen von weichselkaltzeitlichen glazifluviatilen Sedimenten in
schmalen, zumeist subglaziär (=unter dem Inlandeis) angelegten Tälern bei
teilweiser Verknüpfung mit der Sanderbildung.
4.
Morphologische Depressionen im Jungglazial als Ausräumungszonen in älteren
quartären Schichtenkomplexen und ohne wesentliche weichselkaltzeitliche
Sedimentfüllung.
Schon
1913 machte sich Prof. Paul Richter gedanken zum Entstehen des Spreewaldes:
'Den Eiszeiten folgten mildere Zeiten mit wärmerem Klima. Die Gletscher tauten
an ihrem vorderen Ende ab. Die Wässer sammelten sich in gewaltigen Strömen, die
man als Urstromtäler bezeichnet. Das Tal, das auf die Gestaltung des
Spreewaldes einen bestimmenden Einfluß gehabt hat, ist das Glogau-Spreewälder
Tal' (RICHTER, 1913, S. 48). MÜLLER (1915, S. 81) fügt hinzu: 'Die Grenzen des
ehemaligen großen Spreebeckens kennzeichnen sich in erster Linie durch die
Bodenbeschaffenheit, sodann durch den Pflanzenwuchs'.
Das
sog. Glogau-Spreewälder Tal wurde von HELPAP (1935) 'Baruther Urstromtal'
genannt und eindeutig als durchgehende Ost-West-Abflußbahn der
weichselkaltzeitlichen Schmelzwässer im Raum
Forst-Cottbus-Lübben-Baruth-Luckenwalde definiert. Das Baruther Urstromtal
weist nach MARCINEK (1961) eine deutliche Terrassengliederung auf. Daraus kann
man ableiten, daß das Tal mindestens zweimal für längere Zeit von Schmelzwässer
benutzt worden ist.
Am
Südrand des Baruther Urstromtales dominieren weite Schwemmkegel der
einmündenden
Flüsse. So hat die eiszeitliche Spree vom Süden, vom heutigen Cottbus her,
einen großen periglazialen Schwemmsandfächer in das Urstromtal geschüttet.
Diese Aufschüttung aus wenig fruchtbaren Sanden reicht bis nahe Peitz im Norden
und im Westen bis in das Burger Gebiet hinein.
Gleichzeitig
mit dem 'Zurückschmelzen' des Eisrandes bahnten sich die Schmelzwässer des
Baruther Urstromtales aus der Gegend des heutigen Lübben einen Weg nach Norden
in ein altes Gletscherzungenbecken. Schließlich füllte die eiszeitliche Spree
das Becken mit ihren Ablagerungen aus, so daß die Niederung des jetzigen
Unterspreewaldes entstand. Der Neuendorfer und der Köthener See sind die am
tiefsten gelegenen Teile dieses ehemaligen Zungenbeckens (RÖSSING-WINKLER &
GRINGMUTH, 1978).
Als mit
dem weiteren 'Rückschmelzen' des Inlandeises die riesigen Schmelzwassermengen
ausblieben, benutzte die Spree, die aus dem südlichen Magdeburger Urstromtal
durch das Spremberger Tal nach Norden gelangte, das Baruther Urstromtal,
vertiefte dieses und schuf eine breite Aue. Spätere Dünenbildungen nördlich des
heutigen Unterspreewaldes zwangen den Fluß, der zuerst geradewegs nach
Nordwesten zum Berliner Urstromtal geflossen war, zum Abbiegen nach Osten
entlang der höher gelegenen Beeskower Platte. Diese Richtung behält die Spree
bis zum Schwielochsee bei. Dieser weite Umweg ist für das geringe Gefälle
(1m/16km) des Flusses in der Spreewaldniederung verantwortlich. Das ist der
Grund, weshalb sich diese in Mitteleuropa bemerkenswerte Niederungs- und
Auenlandschaft herausbilden konnte (LEMBKE, 1936).
Der
charakteristische Zug der Unterspreewaldlandschaft sind ausgedehnte
Wiesenflächen, sowie grundwasserbeeinflußte Wälder. Die Talnatur des
Unterspreewaldes äußert sich auch in seinen Oberflächenformen, die nur ein
unwesentliches Makro-, dagegen vielerorts ein vielseitiges Mikrorelief
aufweisen (SCAMONI, 1954).
Nach
SCAMONI (1954) sind im Unterspreewald 3 Höhenstufen zu unterscheiden: Die
niedrigste Wiesen- und Erlenwaldstufe hat nördlich von Lübben eine Höhe von
etwa 49 m über NN, nordöstlich von Leibsch etwa 44 m. Die zweite, Acker- und
Eichen-Birkenwaldstufe liegt in de Höhe von Hartmannsdorf bei etwa 49 m, in der
Höhe von Leibsch bei etwa 45 m. Nur wenige höhere Stellen, im Walde verborgen,
ragen über die letzte Stufe bis in den Bereich des Kiefernwaldes, so der
Fürstenberg bis 52 m, der Hahnsberg bis 51 m, die Dünen bei Forsthaus
Buchenhain bis etwa 51 m. Obgleich die Höhenunterschiede gering sind, wirken
diese relativ niedrigen Erhebungen auf den Beschauer und tragen nicht mit
Unrecht im Volksmund die Bezeichnung der 'Berge'. Die drei Höhenstufen gehen
auch mit denen auf der alten geologischen Karte (Meßtischblatt 4049) als
Alluvium, Talsand und Dünen ausgeschiedenen Ablagerungen parallel, ebenso wie
die schon oben angedeutete Parallele mit den Kultur-, Halbkultur und
natürlichen Pflanzengesellschaften gegeben ist. Es ergibt sich daraus, daß man
eigentlich nur die unterste Stufe mit den darin eingeschlossenen Inseln als den
Unterspreewald bezeichnen kann, die größeren Talsandgebiete mit Dünen, sowie
das Höhendiluvium gehören zu anderen Landschaften.
Nach
SCAMONI (1954) sind die in der geologischen Übersichtskarte von Deutschland
1:200.000, Blatt 90 (Berlin Süd) mit 'h' und 't' als Moorerde und Torf
angegebenen Ablagerungen nur örtlich als solche festgelegt werden. Vielmehr ist
vielerorts Mineralboden vorherrschend. Dagegen wurden von DE BOER & WALTHER
(1994, unpubliziert) örtlich Moormächtigkeiten von über 5 m festgestellt. So
beispielsweise in der 'Wiese am Torfstich', in ein Seitental zum Spree,
westlich von Krugow. Vermutet wird, daß es sich hierbei handelt um eine mit
Moor aufgefüllte Subglaziale (= unter dem Inlandeis entstandene) oder
Spätglaziale Rinne. Auch sind im Unterspreewald vielerorts verlandete und
vermoorte Altarme der Flußläufe feststellbar. So wurde auf 'Erhard Fischer's
Wiesen' in eine Bohrung 1,70 m Torf auf Feinsand festgestellt. Südlich des
Bohrpunktes (am Kockertbusch) wurde eine Unterschneidungskante im Gelände
beobachtet. Wahrscheinlich handelt es sich hier um ein Altarm der Pretschener
Spree.
Besonderes
Interesse erfährt der Unterspreewald dadurch, daß er eine weite Unterbrechung de
südbrandenburgischen Endmoräne darstellt, die im Osten in den Moränenbogen
nördlich Biebersdorf mit 110 m, und im Westen in den Krausnicker Bergen mit 144
m das Tal beherrscht. Die Entfernung zwischen den Talrändern und diesen beiden
Höhen beträgt 9 km. Die Erklärung für diese Talbildung ist nach SOLGER (in
SCAMONI, 1954) folgende: 'Die Südbrandenburgische Endmoränenlage fand die
beiden Strompfeiler des Marienberges und des Krausnicker Berges als Bildungen
früherer Zeit schon vor, staute sich an ihnen, so daß sich besonders gegen
Westen vom Krausnicker Berg die Endmoräne gut über Oderin-Teupitz-Sperenberg
usw. verfolgen läßt. Zwischen den beiden Bergen, also da, wo die Aue des
Unterspreewaldes heute liegt, schob sich der Eisrand jedoch so weit vor, daß er
den ganzen Oberspreewald noch mitbedeckte. Westlich von Kottbus ist ein Stück
der dabei gebildeten Endmoräne erkennbar. Diese Eiszunge wird den schon
vorhandenen Talboden noch etwas auserodiert haben'. MARCINEK (1961) fügt hinzu:
'Das tiefliegende Gebiet nordwestlich Lübben sowie die vom letzten Inlandeis
nicht mehr überfahrene Treppendorfer Höhe sprechen für den Raum nordwestlich
Lübben und den Bereich des Oberspreewaldes mit der Höhenlage der östlich und
westlich dieses Gebietes gelegenen Brandenburger Sander für ein weiter als
bisher vermutetes Vordringen des letzten Inlandeises. Insgesamt bezeugt das
vorgelegte Material ein Weiterreichen des Inlandeises über die Brandenburger
Eisrandlage hinaus'. Dagegen verteidigt LIEDTKE (1981) eine andere Auffassung:
'Wieweit der Maximalstand des Eises im Spreewald reichte, verbirgt sich wohl
unter den Ablagerungen der Spree; jedoch ist es möglich, daß für eine ganz
kurze Zeit das Eis des Brandenburger Stadiums Lübben erreichte und das
Glogau-Baruther Urstromtal eine schmale Umfließungsrinne bei Treppendorf
benutzen mußte'.
SOLGER
(in SCAMONI, 1954) schreibt weiterhin: 'Als dann das Inlandeis das Berliner
Urstromtal bis oberhalb Fürstenwalde freigegeben hatte, aber das Odertal noch
blockiert war, strömten Schmelz- und Mittelgebirgswässer über Kottbus und
Lübben auf Alt-Schadow zu, fanden aber ihren Abfluß nicht durch das breite Tal,
das auf Märkisch-Buchholz zu geht, sondern schon auf dem heutigen Umwege der
Spree. Das bezeugen die Großmäander, die nur aus dieser Zeit stammen können
[als Folge der jahreszeitlich konzentrierten stoßweise starken Abfluß von
Schneeschmelzwasser, Bem. vom Autor] und bei Lübben, Drahendorf oberhalb
Fürstenwalde, sowie bei Hangelsberg erhalten sind'. SOLGER hat schon 1935 auf
die großen Spreemäander bei Hangelsberg (östlich
Berlin)
hingewiesen, deren Radien dreimal größer sind als der nur 250 m betragende
Radius der Spree. Auch das Flußbett war doppelt so breit wie jetzt. Diese
Verhältnisse haben KOZARSKI & ROTNICKI (1977, in LIEDTKE, 1981) an der
mittleren Warthe und der Prosna eingehend untersucht. Es konnte der Nachweis
erbracht werden, daß der Umschlag vom Abflußmuster eines verwilderten Flusses
('braided river') des Hochglazials zum mäandrierenden Fluß nicht überall
gleichzeitig erfolgte, sondern daß er beispielsweise an der Warthe mit Beginn
des Spätglazials im Bölling-Interstadial einsetzte, an der benachbarten Prosna
jedoch erst im frühen Holozän an der Wende vom Präboreal zum Boreal. Die
Ursachen hierfür sind noch nicht geklärt, sicher spielen aber das Weichen des
Permafrostes oder später des winterlichen Frostbodens und das Abflußregime als
Folge der Wiederbewaldung eine wichtige Rolle. Auch wenn die Entstehung der
Großmäander nicht überall gleichzeitig erfolgte und noch bis in das frühe
Holozän möglich war, bleiben die Großmäander doch ein Formenbild, das den
schwindenden periglaziären Bedingungen zu verdanken ist (LIEDTKE, 1981, S.
110).
Diese
Großmäander sind teilweise vermoort. So wurde 1994 von DE BOER & WALTHER
(unpubl.) unmittelbar nördlich vom Lehnigksberg (nördlich von Lübben) am Rande
einer solchen Großmäander eine Moormächtigkeit von 2,60 m festgestellt. Nach
WALTHER (unpubl.) sind im Oberlauf solcher Großmäander, nahe an der heutigen
Spree, starke Schluff/Ton-Ablagerungen anzutreffen, was auf eine allmähliche
Verlandung hinweist.
In den
Randgebieten des Unterspreewaldes gibt es größere Binnendünenfelder (DE BOER,
1995), so z. B. östlich der Spree, zwischen Lübben und Biebersdorf. Sie
bestehen meist aus großen Parabeldünen, mit ihren Öffnungen nach Westen und
Südwesten und aus Längsdünen. Sie sind mit Kiefernmischwald oder Silbergras
bewachsen und erreichen beispielsweise mit dem Spielberg bei Lübben Höhen bis
zu 20 m (JENTSCH, 1993). Auch mitten in den Niederungen sind von DE BOER (in
WALTHER, 1994) Dünen nachgewiesen. Sie erreichen Höhen von 0,5 bis 3 meter. Ein
Beispiel einer solchen Düne beschreibt WALTHER, 1994: 'Als geologische
Besonderheit ist die Düne in der Nähe des Forsthauses Buchenhain zu sehen.
SCAMONI (1954) gibt als Standort die Abteilungen 132-33 (neu 1117-18) an. Dies
ist aber nur der nördliche Teil der Düne. Genau parallel befindet sich südlich
eine weitere Düne. Das Vorkommen von Binnendünen im Unterspreewald wurde schon
von LEMBKE (1936) erwähnt. Die länglichen, parallel zueinander in
Ost-West-Richtung verlaufenden Formen deuten auf Längs- oder Querdünen hin. Der
südexponierte Hang ist flacher ansteigend als der Nördliche. Dies setzt zur
Entstehungszeit Süd- bis Südwestwinde voraus. Die genaue Dünenform ist heute
nicht mehr nachvollziehbar, da sehr wahrscheinlich in unmittelbarer Nähe des
Forsthauses Teile abgetragen und planiert wurden. Der Boden wurde als kräftig
entwickelter Podsol angesprochen. Es wurden keine begrabenen Böden oder
Torfbildungen festgestellt (bis 1,3 m u.Flur). Diese Tatsachen lassen die
Vermutung zu, daß die Dünen kurz nach der letzten Eiszeit, im sog.
Weichselspätglazial, auf einer Sandinsel entstanden sind (briefl. DE BOER,
1993)'.
An
mehreren Stellen sind in und auf solche Dünen Feuersteinabschläge gefunden, so
beispielsweise auf den Dünen in den Texas-Wiesen. Ein Inventur solcher
Fundstellen ist bisher für den Unterspreewald nicht publiziert worden.
DE BOER
& WALTHER (unpubl.) stellten 1994 am Südufer des Dürrenhofer Moores eine
Moormächtigkeit von über 5 m fest. In eine Tiefe von 4 m u. Fl. traten
Verzahnungen von Torf und Feinsand auf. Diese Tatsache, in Kombination mit der
Feststellung, daß ein großes Dünenfeld unmittelbar westlich anschließt, macht
es wahrscheinlich, daß die östlichste Dünen dieses Gebietes in das Moor
eingeweht sind und daß diese Dünen damit festgelegt wurden. Diese Hypothese
wird weiterhin bestätigt von der Tatsache, daß der Nordufer nur almählich
abfällt, dagegen der Südufer steil. Dies setzt Südwestwinde voraus, wie sie in
den letzten 20.000 Jahre in Brandenburg auch vorgeherrscht haben (DE BOER,
1995).
SUCCOW
publizierte 1983 Forschungsergebnisse zu Mooruntersuchungen an zwei Mooren aus
dem Randbereich des Unterspreewaldes: der Lichtesee (bei Krausnick) und der
Luchsee. Beide Moore liegen im Kreis Lübben, in der Endmoränenlandschaft des
Brandenburger Stadiums. Der über 12 m tiefen Lichtesee ist eine kleine
Kesselsee. Wegen der außerordentlichen Tiefe und Steilwandigkeit des vermutlich
auf eine Toteisschmelze zurückgehenden Kessels, sind die Torfbildungsprozesse
(Schwingtorfbildung) gering und damit relativ jung. Der Wasserkörper hat sich
bis heute weitgehend erhalten können.
Der
Luchsee ist ein Beispiel für ein relativ großes Kesselmoor mit zentralem
Gewässer. Kesselmoore gehören zu den Kleinmooren von oft weniger als 1 ha
Größe. Im Bereich von Endmoränen, kuppigen Grundmoränen bzw. Sanderwurzeln
gelegen, dürfte ihre Entstehung überwiegend auf das Ausschmelzen von
vergrabenen Toteisblöcken der letzten Eiszeit zurückzuführen sein. Der die
tiefsten Bereiche des Kessels einnehmende See mit einer aktuellen (1983)
Wassertiefe von etwa 2 m und mit etwa 4 m mächtigen Muddeablagerungen wird von
senkrechten Torfwänden umgeben. Eine rasche Verlandung des Sees ist nach SUCCOW
(1983) zu erwarten.
Die
Zahl der großmaßstäbigen geologischen und geomorphologischen Karten zum
Unterspreewald is sehr gering (siehe Kartenliste). Fast alle Kartierungen, die
nach dem Zweiten Weltkrieg stattfanden, benutzen die "Geologische
Übersichtskarte im Maßstab 1:200.000" von KEILHACK (1921), Blatt 90
(Berlin-Süd) und/oder das einzige vorhandene Geologische Meßtischblatt
1:25.000, Blatt 4049 (Lübben) als Grundlage, ohne bedeutsame
Forschungsergebnisse hinzuzufügen. Zwei Ausnahmen sind für den Unterspreewald
wichtig:
- Die
'Lithofacies-Karte Quartär' (CEPEK u.a., 1973), Teilkarte: Horizontkarte W-Ho.
Maßstab: 1:50.000. Blatt Lübben 2268.
- Die
'Quartärgeologische Übersichtskarte des ehemaligen Bezirkes Cottbus' im Maßstab
1:200.000" (NOWEL, 1991).
Diese
Karten fügen neue Bohr- und Forschungsergebnisse an die KEILHACKschen Karten
zu. Obwohl besonders die Lithofacies-Karte eine recht genaue Darstellung kennt,
reicht der gewälte Maßstab (1:50.000) für ein Verständnis der Verhältnisse
zwischen abiotischen und biotischen Milieus nicht aus. Dazu ist die örtliche
Differenzierung des Substrates zu groß. Deshalb ist eine Substratkartierung im
Maßstab 1:25.000, auf der Grundlage einer Geländeaufnahme im Maßstab 1:10.000
für den Unterspreewald dringend notwendig.
Für den
Unterspreewald ist der Kenntnisstand zu den Wissensgebieten Geologie und
Geomorphologie im Vergleich zu den Nachbarräumen gering. Dies zeigt sich an der
Zahl von Publikationen die im letzten Jahrhundert erschienen sind und hier im
Überblick zusammengefaßt wurde. Eine weitere Literaturstudie in Bezug auf den
Wissensgebieten Bodenkunde und (prehistorische) Archäologie sollte anschließend
vorgenommen werden.
Zu der
vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg
aufgestellten Liste der Forschungsprojekte (1993, S. 13) gehört auch der
Bereich "Böden des Biosphärenreservats". Da die Böden im Unterspreewald
fast alle stark grundwasserbeeinflußt sind, und zur Gruppe der Gleyböden zu
rechnen sind, ist eine Ersetzung des Begriffes "Boden" durch
"Substrat", im Sinne von: "das oberere abgelagerte Material -
mit oder ohne Bodenbildung - bis etwa zwei Meter unter Flur" sinnvoll und
zweckmäßig. Hauptziele eines neuen Projektes in Bezug auf das Substrat könnten
meines Erachtens sein:
1.
Aufklärung der an der Bildung des Substrats des Unterspreewaldes beteiligten
geo(morpho-)logischen Bedingungen und Prozesse; d.h. Klärung der
Ablagerungsverhältnisse.
2.
Altersbestimmungen zu den jeweiligen Ablagerungen, Bodenbildungen und
Landschaftsformen.
3. Feststellungen zu den Folgen der Nutzung
des Unterspreewaldes durch Siedlung und Wirtschaft seit dem Jungpaläolithikum,
insbesondere seit dem Mittelalter.
4.
Erhöhung der Einsicht in das Verhältnis zwischen abiotischen und biotischen
Milieus im Unterspreewald.
5.
Kartierung der in geo(morpho-)logischer Hinsicht besonders seltenen und/oder
schützwürdigen Landschaftsformen.
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