Exkursionspunkt 4: Sandgrube in den Dünen der
Picherberge, südlich von Schöbendorf
TK 25
3946 Paplitz H 5769 200 R 4598 250
Führung:
Dr. rer. nat. Wierd Mathijs (Thijs) de Boer
Erschienen in:
REIßMANN, Christina & BÖSE, Margot [Hrsg.] Deuqua, Berlin / Potsdam 26. –
28. August 2002, Mensch – Klima - Landschaft. Exkursionsführer. - 170 Seiten,
Geowiss. Inst. der Freien Universität Berlin, Seite 147 – 149.
Schöbendorf liegt im Baruther
Urstromtal am Rande des Niederen Flämings, ungefähr 6 km westlich von Baruth,
auf einer der älteren Terrassen in ca. 57 m NN Höhe. Dies entspricht nach
JUSCHUS (2001) dem Niveau der Brandenburger Eisrandlage. Die Picherberge bilden
die Südachse eines parabelähnlichen Dünenkomplexes, der in das Urstromtal
eingeweht ist. Die östliche Ortsbebauung von Schöbendorf liegt auf dem
Mittelteil. Ein Teil der westlichen Picherberge, die aus Fein- bis Mittelsanden
aufgebaut sind, wurde etwa seit Ende des 19. Jahrhunderts abgegraben. In
Gegensatz zu sonstige Dünenprofilen im Urstromtal sind bei Schöbendorf die
liegenden Terrassensande feiner als die hangenden Alt- und Jungdünensande. Die
oberen Talsande besitzen möglicherweise bis zu einigen Metern unter dem
heutigen Urstromtalniveau eine starke äolische Komponente. Im unteren Teil des
Profils Schöbendorf fällt ein schluffreiches, dunkelgraues Band auf, welches
nach den Korngrößenanalysen als Sandlöß aufgefaßt wird. Da die
Sandlöß-Akkumulation spätestens bereits mit dem Anfang des Alleröds
abgeschlossen war, müßten die liegenden Sande nach der Körnung zu urteilen
wahrscheinlich äolischen Ursprungs, älter sein. Nach den TL-Datierungen (siehe
Abb. Profil der Sandgrube Schöbendorf) ist am ehesten eine Zeitstellung dieser
Sande in die Älteste Dryaszeit zu vermuten. Die Sandlößschichten, die sich mit
den Flugdecksanden im Profil verzahnen und die darüber liegenden, bis zu drei
Meter mächtigen Dünensande sind in der Zeitspanne Älteste Dryas - Bölling -
Ältere Dryas angehäuft worden. Aus diesen Flugsanden entnommene
Dünnschliffproben zeigen in den Diagrammen der Längsachsenverteilung zwei
Idealtypen: einen Typ, der vorherrschende Ost- bis Nordwestwinde vermuten läßt
und einen Typ, bei dem vorherrschende Süd- bis Westwinde wahrscheinlich sind.
Möglicherweise handelt es sich hier um eine Abwechselung vom Sommer- und
Winterwindregime. Die mittleren Partien dieser Dünensande zeigen im südlichen
Teil der Grube ein starkes Einfallen der Schichten nach Nordost und lassen so
eine Bildung durch Südwestwinde erkennen. In den oberen Partien der
Altdünensande hat sich in dieser Zeit eine Braunerde herausgebildet.
Wahrscheinlich im Alleröd hat sich im oberen Teil der Braunerde ein Regosol neu
herausgebildet. In der Jüngeren Dryas oder am Anfang des Holozäns ist diese
Serie erneut überweht worden. In diesen Dünensanden entstand im Altholozän ein
Podsol. Vermutlich wurde der Podsol infolge der bronzezeitlichen Rodungen
überweht. In diesen Sanden entstand innerhalb ungefähr eines Jahrtausends (laut
TL-Proben 2 und 3) ein Podsol. Im oberen Podsol-Boden (im bBs2-Horizont)
befinden sich Scherben, die - in Kombination mit Feuersteinabschlägen - zur
Lausitzer Kultur ("Urnenfelder Bronzezeit", ca. 3000 B.P.) gehörig
erkannt wurden. Zwischen zwei Podsolböden im mittleren Teil des Profils wurde
ein gerundeter Granitstein von etwa 20 cm Durchmesser gefunden. Möglicherweise
war er als Wärmespeicher an einer Feuerstelle gedacht. Seit der Bronzezeit
haben verschiedene Überwehungsphasen und (Regosol-)Bodenbildungsphasen einander
bis in die historische Zeit hinein abgewechselt. Als Beweis kann ein 14C-Alter
von 260 + 50 B.P. für einen der oberen Böden (ein holzkohleführender Podsol im
Nordteil der Grube) dienen. Pollenanalytisch kann dieser Podsol nicht genauer
als 'warmzeitlich' eingestuft werden.
Im nördlichen Teil des Aufschlusses
sind drei junge, ehemalige Gruben zu erkennen. Seit der Anlage der Sandgrube
sind oben auf der Grubenkante Talranddünen aufgeweht worden.
Die Picherberge bei Schöbendorf
sollten nach DE BOER (2000 und 2001) wegen ihrer bemerkenswerten Böden und
erdgeschichtlichen Aufschlüsse nach §23: ´Naturdenkmale´ des Brandenburgischen
Naturschutzgesetzes unter Schutz gestellt werden. Das Dünenprofil ist
ausführlich von DE BOER (zuletzt 1995) untersucht und dokumentiert worden. Eine
weiterführende Publikation zu archäologischen Fundstellen in und auf Dünen in
der Umgebung von Schöbendorf bietet PRATSCH (2001).
Abb.
6: Profil der Sandgrube Schöbendorf
Literatur:
DE BOER,
W.M. (1995): Äolische Prozesse und Landschaftsformen im mittleren Baruther
Urstromtal seit dem Hochglazial der Weichselkaltzeit. - Berliner Geographische
Arbeiten, 84, 215 S.; Berlin.
DE BOER, W.M. (1998): Aeolian land forms in the
Baruth Ice-Marginal Valley and the dune profile in the Picher Berge near
Schöbendorf (Brandenburg). - In: dunes and fossil soils of Vistulian and
Holocene age between Elbe and Wisla. - In: Guide-Book of Excursions. –
University of Poznań, 17 – 21; Poznań.
DE BOER,
W.M. (2000): The parabolic dune area north of Horstwalde (Brandenburg): a
geotope in need of conservation in the Central Baruth Ice-Marginal Valley. -
In: Aeolian Processes in different landscape zones. Edited by R. Dulias and
J.Pelka – Gosciniak – University of Silesia, 59 – 69; Sosnowiec.
DE BOER, W.M. (2001): Vorschlag zur
Unterschutzstellung dreier Geotope im Baruther Urstromtal. – In: Biologische
Studien., 30: 41 – 45; Luckau.
JUSCHUS,
O. (2001): Das Jungmoränenland südlich von Berlin - Untersuchungen zur
jungquartären Landschaftsentwicklung zwischen Unterspreewald und Nuthe.
Dissertation eingereicht an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät
II der Humboldt-Universität zu Berlin. Auch publiziert unter:
http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/juschus-olaf-2001-05-04/HTML/
PRATSCH, S. (2001): Das Baruther Urstromtal südlich von Berlin –
ein Reservat für Forschungen zum Mesolithikum. In: Zeit-Räume, Gedenkschrift
für Wolfgang Taute. – Archäologische Berichte, 14: 441 – 453; Bonn.