Die nordischen Geschiebe des Muskauer Faltenbogen

Text: Frank Mädler, Cottbus, April 2009

 

Inhaltsverzeichnis

 

Teil 1:  Allgemeines zu nordischen Geschieben

  • Einleitung
  • Ursprungsgebiet der nordischen Geschiebe
  • Entstehung und Transport der nordischen Geschiebe
  • Klassifikation  der nordischen Geschiebe
  • Größe, Form und Volumen der nordischen Geschiebe
  • Geologische Besonderheiten an nordischen Geschieben
  • Die größten nordischen Geschiebe südlich der Ostsee
  • Sagen, Geschichten und kulturgeschichtliche Aspekte von nordischen Geschieben

 

Teil 2:  Die nordischen Geschiebe des Muskauer Faltenbogen (Arbeiten noch nicht abgeschlossen)

  • Verfahrensweise und Probleme zur Kartierung der nordischen Geschiebe
  • Vorkommen, Größe und Volumen der nordischen Geschiebe
  • Geologisch bemerkenswerte nordische Geschiebe
  • Sagen über nordische Geschiebe
  • Nordische Geschiebe als Gedenksteine
  • Verschollene und zerstörte bemerkenswerte nordische Geschiebe

Anhang:  Die nordischen Geschiebe des Muskauer Faltenbogen

 

Erklärungen der geologischen Fachausdrücke

Weiterführende  Literatur

Literaturverzeichnis

 

 


 

Teil 1 Allgemeines zu nordischen Geschieben

 

Einleitung

Zum geologischen Erscheinungsbild des Muskauer Faltenbogen gehören neben den Giesern, Söllen, Endmoränen und Faltungsstrukturen auch viele mehr oder weniger große Steine. Allgemein hat sich der Begriff „Findlinge“  für diese Steine in den deutschen Sprachgebrauch eingebürgert. Ein Findling ist im eigentlichen Wortsinn etwas Gefundenes, der Herkunft nicht zuordenbares Objekt. So ist das auch bei den großen Steinen, die scheinbar wahllos im Gelände zu finden sind. Ein anderer,  heute veralteter Begriff, welcher erstmals 1828 durch BRONGNIART eingeführt wurde, lautet „erratische“ Blöcke aus dem Griechischen für erratisch, gleich verirrt oder verstreut. Neben Findling und erratischer Block ist auch der Begriff Geschiebe in der Literatur allgegenwärtig. J. C. D. Schreber erwähnte bereits 1759 den Namen Geschiebe für Lesesteine. Alle drei Begriffe treffen recht gut zu und zeigen, dass sich die Menschen schon lange mit diesen Steinen beschäftigen. Dabei spielt vor allen die Frage ihrer Herkunft und ihrer Entstehung eine dominierende Rolle. Schon 1774 erkannte der preußische Hauptmann von Arenswald aus Neuenkirchen bei Anklam die nordische Herkunft dieser Steine.

Damit sagte er aber nicht aus, wie dieses Material so weit nach Süden kam. Als einzige Möglichkeit galt damals ein gewaltiges Vordringen des Meeres nach Süden, welches die Gesteine aus dem Norden nach Süden verfrachtete. In Anlehnung an die  biblische Geschichte wird sie als Sintfluttheorie (L.VON BUCH 1815) bezeichnet. Als Beweis dienten die zahlreichen auf dem Festland gefundenen  Meeresfossilien. Der Gutsbesitzer G. A. v. WINTERFELD (1738-1805) aus dem Dorf Strieten bei Sternberg in Mecklenburg konnte sich jedoch nicht vorstellen, dass solch große Steine, die er auf dem Gelände seines Gutes fand, durch das Meer transportiert werden könnten. Daraufhin brachte als Transportmedium der Steine schwimmende (driftende)  Eisberge ins Gespräch, die dann beim Abtauen die großen Steine verloren. CHARLES LYELL übernahm diese Theorie und dank seiner Autorität als Geologe fand diese als Drifttheorie, die er in sein Lehrbuch „Principles of Geology“ (1830-33) aufnahm, weltweite Anerkennung. Seiner Zeit voraus und von den damals renommierten Geologen nicht beachtet, äußerte sich bereits 1832 BERNHARDI mit den Worten „...dass also jene nordischen Geschiebe verglichen werden müssen mit den Wällen von Felsbruchstücken, die fast jeden Gletscher in bald größerer, bald geringerer Entfernung umgaben, oder mit anderen Worten, nichts anderes sind, als die Moränen, welches jenes ungeheure Eismeer bei seinem allmählichen Zurück-ziehen hinterließ“.  Ein Jahr später, also 1833, kartierte  PUSCH die Südgrenze der Blockbestreuung der Erdoberfläche mit nordischen Material von der Ostküste Englands über den Teutoburger Wald, das Erzgebirge bis nach Russland. Neben BERNHARDI bekamen auch skandinavische Geologen bald Zweifel an der gültigen Drifttheorie Lyells. Bei der geologischen Landeskartierung Schwedens fand der Geologe N.F.SEFSTRÖM (1836) mehrfach Schrammen und Furchen auf den rundgeschliffenen Felshöckern, die alle in NNW – SSE - Richtung wiesen. Außerdem hatte er davon gehört, dass ähnliche Schrammen auf einem Muschelkalkfelsen in Rüdersdorf bei Berlin zu finden seien. Der Direktor der schwedischen geologischen Landesuntersuchung O.TORRELL konnte gemeinsam mit dem Norweger T.KJERULF aufgrund der in den Alpen aufgestellten Gletschertheorie diese Schrammen als Gletscherschrammen deuten. Als O.TORELL im November 1875 eine geologische Tagung in Berlin besuchte, erinnerte er sich an den Hinweis von  N.F.SEFSTRÖM aus 1836 und besuchte die Rüdersdorfer Kalkberge. Er erkannte diese Schrammen als Gletscherschrammen. Noch am gleichen Tag postulierte er, Mitteleuropa sei nicht von schwimmenden Eisbergen, sondern von kompaktem Inlandeis bedeckt gewesen. Man kann diese Erkenntnis, ähnlich wie die Publizierung der Drifttheorie durch LYELL, nicht alleinig TORREL zuschreiben. Neben ESMARK 1824, SEFSTRÖM 1836 und FORCHHAMMER 1843 wurden auch durch NAUMANN und VON COTTA  1844 gemeinsam mit dem Schweizer A. V. MORLOT bei Leipzig (Hohburger Berge) Gletscherschrammen nachgewiesen. TORRELL gab dieser Erkenntnis auf Grund seiner Bekanntheit nur das rechte Gewicht.  Diese Meinung wurde von den norddeutschen Geologen zunächst nicht akzeptiert. Erst als kurz darauf am Choriner Endmöränenzug bei Eberswalde die glaziale Serie nachge-wiesen wurde, lenkten diese ein und die Inlandeistheorie wurde als gültig anerkannt. Neben der Problematik des Transportes der Geschiebe von Skandinavien nach Süden wurden erste Gedanken zur Herkunft der Geschiebe Mitte des 19. Jahr-hundert formuliert. Bereits 1848 stellte der Pinneberger Geologe und Bergbau-unternehmer L. MEYN Übereinstimmung von Porphyren und Mandelsteinen aus den Moränen und dem Oslogebiet fest. Er schrieb, dass die Geschiebe „ihre Mutterkluft im skandinavischen Berggrund“ haben. Er war damit der erste der die wahre Heimat der Geschiebe erkannte. 1856 sprach HAMPUS VON POST in einer Beschreibung der Alandgranite von Findlingen. Diese Idee verfolgte G.DE GEER 1881 weiter, indem er mit Hilfe der Alandgranite einen „Baltischen Eisstrom“ rekonstruierte. Kurz danach im Jahre 1884 prägte DE GEER den Begriff „ ledeblock“. Die beiden Greifswalder Geologen COHEN und DEEKE publizierten 1891 umfangreiche Vergleiche von nordischen Geschieben aus Vorpommern und dem skandinavischen Raum. Der dänische Geologe V.MITLTHERS baute diesen Begriff 1909/1913 aus. Das „Leitgeschiebe“ war geboren. In der Folgezeit rückten die nordischen Geschiebe immer mehr in das Visier der Geologen. Zahlreiche Publikationen speziell vor allen für den norddeutschen Raum wurden dazu veröffentlicht. Erste Auflistungen und Bestimmungsbücher erschienen.

 Dabei wurde südbrandenburgisch-nordsächsische Raum stiefmütterlich behandelt. Nur wenige, meist auf Einzelobjekte bezogene Ausarbeitungen erschienen. Im Bereich des Muskauer Faltenbogen gibt es lediglich sporadische Hinweise auf nordische Geschiebe in den Erläuterungen der geologischen Spezialkartierung Anfang des 20. Jahrhundert. Am Rande der 3. Geoparktagung Muskauer Falten-bogen 2004 in Rietschen wurde der Entschluß gefasst, eine Kartierung der nordischen Geschiebe im Muskauer Faltenbogen auf deutscher und polnischer Seite vorzunehmen.

 

Ursprungsgebiet der nordischen Geschiebe (Abb.1)

Die Bezeichnung „nordisches Geschiebe“ weist bereits auf den Ursprung der Ge-steine auf das nördliche Europa wie Skandinavien, den Ostseeraum, Finnland, Dänemark und das Baltikum hin. Zahlreiche Gesteinsarten sind aus dem Norden Europas bekannt. Viele davon kann man als nordische Geschiebe auch im Muskauer Faltenbogen finden. Die Vielfalt der Gesteine weist auf komplizierte geologische Verhältnisse in Skandinavien hin. Das gesamte nördliche Europa ist altes Festland. Ganz grob kann man geologisch Norwegen, Schweden, den Ostseeraum, Finnland und das Baltikum in vier geologische Zeitkomplexe einteilen.

 


 

 

Geologische Zeitkomplexe der Entstehung nordischer Geschiebe

Zeitkomplex

Alter

Typische Geschiebe

Präkambrisches Grundgebirge

>3,0 – 0,545 Mrd. Jahre

 

           

 

 

            Erdurzeit

Granite von Stockholm, Uppsala, Ålandinsel, Bornholm;

Porphyre von Schweden, Ålandinseln;

 jotnischer (Dala) Sandstein

 

Erdaltertum - Erdneuzeit

 

Kaledonische Gebirgsbildung

400 Mill. Jahre

bisher begründet in der schweren Erkenntlichkeit noch nicht in Mitteleuropa nachgewiesen

Paläozoisch, mesozoische, känozoische Gesteine

545 – 1,8 Mill. Jahre

Kinne-Diabas, Schonen-Basalt,

Orthocerenkalk, Paläoporellenkalk, Kreide, Feuerstein

Oslograben

296 – 251 Mill. Jahre

Rhombenporphyr, Larvikit

 

 

 Der größte Teil der kristallinen nordischen Geschiebe im Muskauer Faltenbogen hat seine Ausgangsgesteine im  ersten Zeitkomplex, dem präkambrischen Grundgebirge. Es erstreckt sich etwa von der heutigen norwegisch-schwedischen Grenze über die Ostsee bis nach Finnland.

 Derzeit unterscheiden die Geologen mehrere Gebirgsbildungsphasen (Zyklen) im Grundgebirge. Der älteste Zyklus in Nordfinnland und der Umgebung des Weißen Meeres wird als saamidischer Zyklus mit einem Alter von 2,5 – 3,2 Mrd. Jahren bezeichnet. Geschiebe aus diesem Raum wurden bisher im Muskauer Faltenbogen nicht nachgewiesen.

 Der nachfolgende belomoridische Zyklus, ca. 2,7 - 2,8 Mrd. Jahre alt, ist über-wiegend durch Gneise geprägt. Geschiebe sind diesem Zyklus nur durch Spezial-untersuchungen zuzuordnen.

 Weit häufiger und auch eindeutiger bestimmbar sind die Geschiebe, die dem svekofennisch - karelischen Zyklus (Svekofenniden und Kareliden ) vor 1,65 - 2 Mrd. und dem Transskandinavischen Magmatitgürtel (TIB), der die Svekofenniden im Südwesten begrenzt, zuzuordnen sind. Dazu gehören  zum Beispiel die Granite von Uppsala, Stockholm, Revsund u.a. von Schweden sowie die Granite von Perniö aus Finnland. Nicht zu vergessen sind die Småland - Porphyre/ Ignimbrite als häufige nordische Geschiebe.  Daneben treten Migmatite, Gneise und Gneisgranite auf, die jedoch schwer zu bestimmen bzw. einer bestimmten Gegend zuzuordnen sind. Die jüngsten Gesteine aus dem TIB sind die spätorogen Dalagranite (Siljangranit, Garberggranit) und zahlreiche Porphyre und Ignimbrite. Etwas jünger 1,47-1,58 Mrd. Jahre sind die Rapakivigesteine der Alandinseln, der Umgebung von Rodö und Ragunda in Mittelschweden sowie von SW-Finnland (Nystad).

 Der nächst folgende ist der dano-polonische Zyklus mit einem Alter von ca. 1,45 Mrd. Jahren. Aus dieser Gebirgsbildungsphase und der spätorogenen Nachphase stammen die häufig in Brandenburg zu findenden Bornholm-Granite und der Karlshamn – Granit. Der jüngste Gebirgsbildungszyklus mit einem Alter von

 ca.1,0 Mrd. Jahren ist der im SW Schwedens und Norwegens gelegene sveko – norwegische Zyklus. In dieser Faltungsphase treten wiederum eine Vielfalt von Gneisen und hochmetamorphe Gesteine, wie Granatcoronite auf. Der Granit von Bohuslän ist ebenfalls in diesen Zyklus einzuordnen.

 

 

 

Gebirgsbildungszyklen des Grundgebirges des nördlichen Europas

 

Alter in Jahren

Verbreitung

wichtige Gesteine

saamidischer Zyklus

2,5-3,2 Mrd.

Nordfinnland,

Umgebung Weißes Meer

Gneise

belomoridischer Zyklus

2,7 – 2,8 Mrd.

Nordostfinnland

 

Gneise

svekofennisch – karelischer Zyklus mit Transskandinavischen Magmatitgürtel

1,65 – 2,0 Mrd.

Schweden, Finnland

Ålandinseln

Gneise, Granite Porphyre

Rapakivi Zyklus

1,47 –1,58 Mrd.

Schweden (Rödö,Ragunda)

 SW-Finnland (Nystad,Vehmaa)

Ålandinseln

Granite,Porphyre

dano-polonischer Zyklus

1,4 – 1,5 Mrd.

Südschweden, Born-

holm

Granite, Diabase, Gneise

sveko-norwegischer Zyklus

1,0 Mrd

Südwestschweden, Südnorwegen

Gneise, Granatcoronite

 

 

Im jüngsten Präkambrium, dem Jotnium (1,3 – 0,545 Mrd. Jahre), fand in Mittel-schweden und im Ostseeraum eine intensive großräumige Abtragung statt. Es bildeten sich die jotnischen, auch Dala - Sandsteine genannt. Ebenfalls sind aus dieser Zeit auch Diabase bekannt.

Im westlichen Teil (siehe Abb.1) wird der Untergrund durch den zweiten Zeitkomplex, das heute stark abgetragene Faltengebirge der kaledonischen Gebirgsbildung vor 400 Mill. Jahren, geprägt.  Geschiebe aus dieser Gebirgsbildung treten in Mittel-europa resultierend aus den Gletscherbewegungen der Eiszeit nur vereinzelt auf und sind schwer nachweisbar.

Beim Wechsel der Erdurzeit zum Erdaltertum kam es zur Einsenkung der Ostsee-depression. Es entstanden überwiegend Sedimentgesteine des dritten Zeitkom-plexes. Von Südschweden über den Ostseeraum bis in das Baltikum wurden die Gesteine des Grundgebirges durch fossilreiche Schelf- und Flachmeersedimente, vor allem Kalk- und Sandsteine sowie Schiefer vom Kambrium bis zum Perm überlagert. Dazu gehören die bei Fossiliensammlern beliebten Paläoporellenkalke, Orthoceren-kalke, Ostseekalke, Backsteinkalke und andere. An geologischen Störungszonen drangen vielerorts Diabase auf, die Sedimente überdeckten. Durch spätere Erosion wurden vorallen die Kalke und Sandsteine begründet in ihrer Härte und Anfälligkeit gegenüber witterungsbedingten Einflüssen abgetragen. Dort, wo sie von den härteren Diabasen überdeckt wurden, blieben so genannte Schichtstufenberge erhalten, z.B. der Kinnekulle in Västergötland. In den südlichen Teil der Ostsee drang im Mesozoikum (Trias, Jura, Kreide) und Känozoikum (Tertiär) das Meer vor und lagerte mächtige Sedimente ab. Sedimentgeschiebe aus dieser Zeit sind im Mus-kauer Faltenbogen, außer Feuersteinen und silifizierten Kalken, recht selten, jedoch an der Ostseeküste und Schleswig-Holstein bis Mecklenburg-Vorpommern recht häufig. Als kristallines Gestein aus diesem Zeitkomplex ist der Schonen-Basalt aus dem Jura auch im Muskauer Faltenbogen zu finden.

Der vierte Zeitkomplex, aus dem nordische Geschiebe allerdings nur gelegentlich hier in unseren Raum gefunden werden, ist der Bereich um Oslo. Dieses Gebiet ist eine geologische Besonderheit in Europa. Es ist das Nordende einer tektonischen Grabenzone, die sich von der Rhonemündung über den Oberrheintalgraben, das Mainzer Becken, den Leinegraben, Schleswig-Holstein, Kattegat nach Oslo erstreckt, die sogenannte Mittelmeer-Mjösen-Zone. Im Altpaläozoikum wurde diese Grabenzone angelegt. Kambrische und silurische Sedimente konnten im Untergrund durch Bohrungen nachgewiesen werden. Die Absenkung setzte sich vor allem im Karbon und Perm fort. In dieser Zeit intrudierten zahlreiche alkalireiche Magmen im Osloraum und kompensierten die Depression. Eine große Vielfalt an petrographisch außergewöhnlichen Gesteinen wie Larvikit, Rhombenporphyre und andere, die wir heute als Geschiebe vor allem in Norddeutschland aber auch sehr selten im Mus-kauer Faltenbogen finden, entstanden.

Abb. 1

 

Schematisch ohne Maßstab

 

 

                                unter Verwendung Smed/Ehlers 1994; Schulz 2003; Gläßer et.al. 2003; Scholz&Obst 2004; Bräunlich 2004


 

 

Kreide/Tertiär 142 – 1,8 Mill. Jahre                                                       Kaledoniden  410 – 400 Mill. Jahre

 

               Perm 296 - 251 Mill. Jahre                                                                     Svekonorwegiden  1000 Mill. Jahre

 


               Devon 417 – 358 Mill. Jahre                                                                 Jotnium  1300 – 545 Mill. Jahre

 


               Silur 443 – 417 Mill. Jahre                                                                  Danopoloniden  1400 – 1500  Mill. Jahre

 


               Ordovizium  495 – 443 Mill. Jahre                                                        Rapakivigesteine 1470 – 1580 Mill.Jahre

 

               Kambrium  545 – 495 Mill. Jahre                                                        Svekofenniden mit TIB 1500 – 2000 Mill. Jahre

 

                Kambrosilur  545 – 410 Mill. Jahre                                    Kareliden älter 1800 Mill. Jahre

 


           Karbon  - Jura  358 – 200 Mill. Jahre                                                ohne Quartärbedeckung     

 

 

 

Entstehung und Transport nordischer Geschiebe

 

Entstanden  sind die nordischen Geschiebe durch Gletscherschurf (Exaration) an der Eisbasis, vor dem Eis und an den Eisfronten sowie durch Erosionsvorgänge im Zusammenhang mit Schmelzwässern des Inlandeises im nördlichen Europa. Im Frühpleistozän kam es zu Abkühlung der Atmossphäre. Auf den höchsten Erhe-bungen Skandinaviens, den Kaledoniden bildeten sich mächtige Gletscher, die dann nach Süden, Südosten und Südwesten aber auch nach Westen und Nordwesten vordrangen. Die sogenannte Eisscheide befand sich etwa auf der heutigen schwedisch - norwegischen Grenze. Dort lag auch das Nährgebiet des Gletschers. Es wird eingeschätzt, dass die Mächtigkeit des Eises dort um 2000 bis 3000 m lag. Das Eis floss aufgrund des Eigengewichtes von der höchsten Stelle (der Eisscheide) beidseitig ab. Die Eisbewegung erfolgt vorwiegend durch plastisches Fließen und nur untergeordnet in Form basalen Gleitens über den Untergrund. Dabei spielen vor allem Eismächtigkeit und Eistemperatur für die Auslösung, Steuerung und Geschwin-digkeit der Gletscherbewegung eine entscheidende Rolle. Die durchschnittliche Vordringgeschwindigkeit der Gletscher wird von Eissmann (1987) mit wenigstens 70 m pro Jahr für das Weichsel-Eis und etwa 140-250 m im Jahr für das Elster- und Saale - Eis angegeben. Die Mächtigkeit (Höhe) der Gletscher im Brandenburg wird noch auf 300 bis 500 m eingeschätzt. Durch das Vordringen des Gletschers werden Gesteine aus dem Untergrund aufgenommen in das Gletschereis eingearbeitet und transportiert. Skandinavische Morphologen haben errechnet, daß vom skandina-vischen Festland ca. 25 m und vom Boden der Ostsee ca. 60 m abgetragen wurden. Die aufgenommenen Geschiebe regeln sich bei ihrer Ablagerung  mit ihrer Längs-achse parallel zur Fließrichtung des Eises ein. Daraus können die Geologen Rück-schlüsse auf die Fließrichtung des Eises ziehen. Mit Abnahme der Eismächtigkeit und damit verbundenen Änderung der eismechanischen Bedingungen im Gletscher sinken die Geschiebe auf den Untergrund ab. Mit dem Vordringen nach Süden nimmt die Transportkraft der Gletscher ab. Dabei lösen sich die größeren Findlinge zuerst, d.h. im Norden, ab. Nachdem die Geschiebe auf den Untergrund abgesunken sind, werden sie vermutlich noch auf eine längere Distanz „mitgeschleift“. Die größeren Geschiebe werden kantengerundet, die kleineren „abgerollt“. Dabei spielen Schmelzwässer unter dem Gletscher eine nicht unerhebliche Rolle. Durch die Bewegung der Geschiebe auf dem Untergrund sind auch die sogenannten Gletscherschrammen (strichförmige Einritzungen auf Geschieben durch Reibungen der Geschiebe untereinander) erklärbar. Die Größe und der Transportweg der Geschiebe hängt von der Struktur, dem Kluftabstand, der Festigkeit und dem Zu-stand der Verwitterung der Ursprungsgesteine ab. Kluftreiche (Porphyre), relativ weiche bzw. stark geschichtete  Gesteine( z.B. Beyrichienkalke,Sandsteine etc.) erreichen selten Größen über 1,0 m Durchmesser. Resultierend daraus erreichten die meisten mesozoischen und tertiären sowie einige paläozoische Sedimente nicht den Südbrandenburger Raum. Eine Ausnahme der tertiären Gesteine bilden dabei die kristallinen Gesteine (Basalte und Diabase) und Feuersteine bzw. silifizierte Kalke.

 Durch die Lage der Eisscheide an der Grenze des Kaledonischen Gebirges mit dem Grundgebirge läßt sich erklären, warum durch die Eiszeiten nur wenige schwer identifizierbare norwegische Gesteine (außer Oslogebiet) in das nördliche Mittel-europa transportiert wurden.

 

 

 

Klassifikation der Geschiebe

Nordische Geschiebe als wichtige Objekte für petrographische und paläontologische Studien sowie zur Klärung von glazialen Vorgängen, wurden schon frühzeitig mit ver-schiedenen Bezeichnungen benannt, um die Klassifizierung der aufgefundenen Ge-schiebe zu erleichtern bzw. sie entsprechend der Forschungszielstellung einzu-ordnen. Die Haupteinteilungskriterien sind Größe, Zusammensetzung und Herkunft.

SPEETZEN (1998) teilte die Geschiebe nach Größe folgendermaßen ein:

 

Geschiebebezeichnung

Länge

Volumen (m³)

Gewicht (t)

Riesengeschiebe

>10 m

>200

>500

Großgeschiebe

2 - 10 m

2 - 200

5 - 500

Grobgeschiebe

0,2 - 2 m

0,002 - 2

0,005 - 5

Kleingeschiebe

2 - 20 cm

<0,002

<0,005

Feingeschiebe

2 - 20 mm

 

 

 

Die Großgeschiebe werden auch als Findlinge bezeichnet. Diese wurden nochmals in Klassen unterteilt:

 

Klasse

Volumen (m³)

Gewicht (t)

1

2 - 5

5 - 10

2

5 - 10

10 - 20

3

10 - 20

20 - 50

4

20 - 50

50 - 100

5

50 - 200

100 - 500

 

.

 

Einteilung nach Zusammensetzung

Wichtig für die Zuordnung der Grundmoränen ist die petrographische Geschiebe-analyse. Sie bildet das grundlegende Kriterium der Zuordnung der Grundmoränen in die jeweilige Eiszeit. Dabei wird die Zusammensetzung der Geschiebefamilie ermittelt. Unter Zusammensetzung wird hier die petrographische Einordnung verstanden, in der die Geschiebe ihren Ursprung haben. Es werden zwei große Gruppen unterschieden. Zum einen die Gruppe der Kristallinen Gesteine. Dazu gehören die Plutonite (Granite, Diorite, Syenite, Gabbros), die Vulkanite (Porphyre, Porphyrite, Basalt, Diabase, Ignimbrite, Tuffe) und die Metamorphite (Gneise Hornfelse, Marmor). Die zweite Gruppe umfaßt die Sedimentgesteine (Sandsteine, Kalksteine, Dolomite, Schiefer). Unter Großgeschieben ab Klasse 2 finden wir überwiegend, soweit es sich um Ferngeschiebe handelt, bedingt durch die große Festigkeit kristalline Gesteine.

 

Einteilung nach der Herkunft

Die Geschiebe wurden aus dem nordeuropäischen Raum, aber auch aus den durch das Eis überfahrenen Mittelgebirgen (z.B. Weserbergland) an den Ort ihrer Abla-gerung transportiert. Daraus ergeben sich zwei Aspekte der Einteilung der Geschie-be nach ihrer Herkunft. Zum einen nach der Transportentfernung und zum anderen nach dem Ursprungsort. Nach der Transportentfernung werden die Geschiebe in Ferngeschiebe, Nahgeschiebe und Lokalgeschiebe eingeteilt. Gesteine aus Fenno-skandien, dem mittleren bis nördlichen Ostseeraum und dem Baltikum werden den Ferngeschieben zugeordnet. Typische Gesteine für Nah- und Lokalgeschiebe zu nennen, ist schon schwieriger. Die Bezeichnung hängt vom Ort des Auffindens des Geschiebes ab. Ein Beispiel soll diesen Fakt veranschaulichen. Silifizierte Kalke bzw. Feuersteine sind auf der Insel Rügen Lokalgeschiebe und in Brandenburg Nahgeschiebe. Sandsteine als Großgeschiebe in Nordrhein-Westfalen sind immer Lokalgeschiebe. Als weiterer Begriff wird in der Literatur der Begriff südliches und nördliches Geschiebe genannt. Zu den südlichen Geschieben werden die Geschiebe gezählt, die durch die Vereisungen der Alpen bzw. Schwarzwald/Vogesen nach Süddeutschland transportiert wurden. Im Raum Brandenburg sind südliche Geschiebe nicht aufzufinden. Die oft genannten südlichen Geschiebe aus dem nordböhmischen Raum sind keine Geschiebe, sondern Gerölle (Transport durch Flüsse!). Nordische Geschiebe sind solche, die durch die nördlichen Vereisungen nach Süden bis zu Feuersteinlinie verlagert wurden.

Die für die Geschiebeforschung wichtigste und auch bekannteste Bezeichnung von Geschieben ist die Bezeichnung Leitgeschiebe. Leitgeschiebe sind solche Ge-schiebe, egal ob Klein - oder Riesengeschiebe, welche eindeutig mit einfachen Mitteln zuverlässig bestimmt werden können, leicht zu beschreiben und einem bestimmten Herkunftsgebiet sicher zuzuordnen sind. Ist dieses bestimmte Herkunfts-gebiet relativ kleinflächig, spricht man von absoluten Leitgeschieben. Gute Beispiele dafür sind der Rhombenporphyr oder der Ålandrapakivi. Sicher bestimmbare Gesteine, die ein flächenhaft großes, aber definiertes Areal einnehmen, z. B. Ortho-cerenkalk, werden als statistisches Leitgeschiebe bezeichnet. Vor allem für die lithostratigraphische Einordnung der Grundmoränen ist der Anteil der paläozoischen Kalke, die überwiegend statistische Leitgeschiebe sind, von großer Wichtigkeit.

  Im Muskauer Faltenbogen findet man relativ häufig sehr gut bestimmbare Gesteine, wie die Jotnischen Sandsteine, die aber weder absolute noch statistische Leit-geschiebe sind. Ihr Vorkommen liegt zum einen in Schweden (Dalarna), aber auch sind sie sicher aus der nördlichen Ostsee (Bottenmeer) bekannt. Eine Zuordnung zum Herkunftsort kann nur erfolgen, wenn die Geschiebesippe  - eine Geschiebe-sippe bildet eine Gruppe von Leitgeschieben -  bekannt ist, d.h. wenn sichere Leitgeschiebe in recht großer Anzahl mit dem Jotnischen Sandstein zusammen vorkommen. So weisen u.a. Särnaporphyre, Siljangranit, Garberggranit und weitere Leitgeschiebe aus Dalarna auf die Herkunft der Jotnischen Sandsteine auf Dalarna hin. Bottenmeerporphyre hingegen zeigen als Herkunft des Jotnischen Sandsteines den nördlichen Ostseeraum an.  Durch verschiedene Autoren werden unterschied-liche Geschiebesippen im nordeuropäischen Vereisungsgebiet genannt.

Die Verbreitung der wichtigsten, auch im Muskauer Faltenbogen zu findenden Leitgeschiebe  zeigt Abb. 2.


 

 

 Abbildung 2                                             nach Koch 1927; Hesemann 1975; Smed&Ehlers 1994; Bräunlich 2004;Schulz 2003

Bottenmeergesteine (Porphyr, Gneis)    (1)                                         Rätangranit (10)

 

               Ålandgesteine (Granite, Porphyr) (2)                                                    Dalagesteine (Granit, Porphyr, Diabas ) (11)

 


               Brauner Ostseequarzporphyr  (3)                                                       Filipstadgranit (12)

 


               Roter Ostseequarzporphyr (4)                                             Smålandgestein (Granit, Porphyr, u.a.) (13)

 


               SW-finnische Gesteine (Granit, Porphyr) (5)                                        Kinnediabas (14)

 


               Ragunda - und Revsundgranit (6)                                                       Bohuslängranit (15) 

 


                Rödögesteine (Granit, Porphyr) (7)                                  Granatamphibolit (16)

 


Oslogesteine (Larvikit, Rhombenporphyr u.a.) (8)                               Schonenbasalt (17)

 


Karlshamn- und Spinkamalagranit (9)                                                 Bornholmgranite (18)

 

               Eisscheide


 

Geologische Besonderheiten an nordischen Geschieben

 

Betrachtet man die nordischen Geschiebe näher, so stellt man oft auffällige Formen oder Schrammen fest. Am häufigsten sind dabei eigentümliche Schrammen. Diese entstehen, wenn harte, spitzkantige Geschiebe durch das Eis über weiche Gesteine geschoben werden. Diese Schrammen werden als Gletscherschrammen bezeichnet. Sie treten zum einen im Untergrund (z.B. bei Rüdersdorf), zum anderen aber auch auf den Geschieben selbst auf. Selbst bei relativ kleinen Geschieben findet man diese Hinweise auf glaziale Entstehung (Abb. 3).

         

Abb. 3   Gletscherschrammen (a) und Parabelrisse (b) auf einem Granitgeschiebe im Findlingspark

             Seddiner See

 

Drehen sich diese Geschiebe beim Transport, so werden dann in verschiedenen Richtungen Facetten geschliffen und es entstehen Eiskanter. Ebenfalls durch Druck entstehen bei Überschreiten der Scherfestigkeit des beanspruchten Gesteins quer dazu zu den Gletscherschrammen Parabelrisse, die dann bei noch höherer Beanspruchung sichelförmig ausbrechen. Diese Bildungen werden als Sichelbrüche bezeichnet.

 Nachdem die Eiskappe in Mitteleuropa abgetaut war, prägten polare Wüsten das Landschaftsbild im nördlichen Mitteleuropa. Starke Sandstürme schliffen die nun freiliegenden Geschiebe ähnlich einem Sandstrahlgebläse ab. Durch unterschied-liche  Windrichtungen wurden die Geschiebe aus verschiedenen Richtungen ab-geschliffen. Dabei wurden sie regelrecht facettiert. Es entstanden die Windkanter (Abb. 4). Die Größe der Geschiebe spielt dabei keine Rolle.


 

 

Abb. 4

 

Eine weitere an Geschieben selten zu findende Besonderheit ist die Wollsack-verwitterung. Es ist eine besondere Form der Verwitterung, die überwiegend bei Graniten auftritt. Das Geschiebe hat die Form von aufeinandergestapelten Wollsäcken. Dieses Aussehen verdanken die Granite der Klüftung des Gesteins. Durch Eindringen von Wasser in die Klüfte setzt dort die Verwitterung des Gesteins intensiver ein als im ungeklüfteten Bereich. Die Bestandteile des Granites  beson-ders die Feldspäte und der Glimmer, werden zersetzt, vergrusen und platzen schalenförmig ab. Die Folge davon sind abgerundete Kanten und es bilden sich diese wollsackähnlichen Form heraus (Abb. 5).


 

                   

Abb. 5 Findling in einer auflässigen Kiesgrube bei Reuthen im Muskauer Faltenbogen

 

Von hohem wissenschaftlichen Wert ist der Fossilgehalt der Sedimentärgeschiebe. Ab Kambrium wurden diese Lebensspuren in nordischen Geschieben nachgewiesen. Einige Fossilien sind bisher nur in nordischen Geschieben nachgewiesen worden. Das wohl berühmteste dabei ist  das „Xenusion auerswaldae“ aus dem Kalmar-sundsandstein, das in das Unterkambrium eingestuft wird und damit zu den ältesten Lebensspuren zählt. Dieses Fossil ist bisher im Anstehenden in Schweden noch nicht nachgewiesen sondern nur in nordischen Geschieben gefunden worden und zeigt damit, welche Bedeutung die Geschiebeforschung für die geologischen Wissenschaften besitzt.

 Oft enthalten nordische Geschiebe auch Spuren von den verschiedensten Erzen.

Vor allen kann man Pyrit, Kupferkies und verschiedene Eisenerze finden. Selbst Goldnuggets wurden aus glazialen Sedimenten (Sanden und Kiesen) in Schleswig- Holstein gewaschen. Durch die Kartierung von kupfererzführenden Geschieben wurde im Jahre 1910 die Kupferlagerstätte Outokumpu in Finnland entdeckt.

All diese Beispiele zeigen die immense Bedeutung der Geschiebeforschung für die geologischen Wissenschaften.

 

 

Die größten Findlinge südlich der Ostsee

 

Die Transportkraft des Eises ist nicht unerheblich. Um dies zu verdeutlichen, seien hier einige der größten Geschiebe genannt. Die wahrscheinlich größten Geschiebe des nordeuropäischen Vereisungsgebietes finden wir im Baltikum. Nahe der estnischen Haupstadt Tallin liegt ein finnischer Pegmatit mit einem Volumen von 930 m³ (2450 t). Die Transportentfernung beträgt ca. 150 km. Weiter südlich in Tychowo in Nordwestpolen befindet sich der vermutlich größte Findling südlich der Ostsee. Er wird als Triglaffstein bezeichnet und hat eine Größe von 760 m³ (1980 t). Dieser Findling ist nicht eindeutig einem Herkunftsort zuzuordnen. Er wurde als Gneis mit Granaten bestimmt und ist damit kein absolutes Leitgeschiebe. Eindeutig zuordenbar sind dagegen der Große und der Kleine Markgrafenstein in den Rauenschen Bergen bei Fürstenwalde. Diese Findlinge haben immerhin noch ein Gewicht von 750 bzw. 240 t. Sie wurden beide als Karlshamn-Granit bestimmt und stammen aus Süd-schweden. Sie haben damit einen Transportweg von 450 km hinter sich. In Nord-rhein-Westfalen befindet sich bei Rahden der Große Stein von Tonnenheide. Dieser Findling, ein Uppsala-Granit mit einer Größe von 100 m³ und 270 t hat eine Trans-portentfernung von ca.1000 km vom Anstehenden bis zum Ablagerungsort. Selbst im südbrandenburger Raum in Kobbeln bei Eisenhüttenstadt kann man den Kobbelner Stein mit 90 m³ und einem Gewicht von 240 t besichtigen. Es handelt sich um einen Bornholm Gneisgranit. Die Transportentfernung beträgt ca. 400 km. Ein bemer-kenswerter Findling im Muskauer Faltenbogen ist der Teufelsstein im polnischen Kamenica bei Trziebel. Es handelt sich bei diesem Findling um einen Växjö-Granit  aus Småland in Schweden. Mit 32,5m³ und einem Gewicht von ca. 101 Tonnen ist es das deutlich größte nordische Geschiebe im Muskauer Faltenbogen und wahrscheinlich auch der südlichste Findling über 100 Tonnen Gewicht,  den die nordische Vereisung nach Mitteleuropa transportiert hat. Die Transportentfernung betrug immerhin noch 600 km.

 

 

 

Sagen, Geschichten und kulturgeschichtliche Aspekte von Findlingen

 

Die nordischen Geschiebe spielen schon seit frühesten Zeiten eine große Rolle in der Gedankenwelt der Menschen. Bekannt sind die im gesamten Norddeutschland verbreiteten Hünen - oder Großsteingräber, welche mit erstaunlichem Aufwand aus tonnenschweren Findlingen in vorgeschichtlicher Zeit hergestellt wurden. Ebenfalls bereits in vorgeschichtlicher Zeit wurden Belemniten und andere Fossilien als Grabbeigaben verwendet, wie Funde in Gräbern aus der Steinzeit beweisen. Im Glauben unserer Vorfahren sollte dieser Grabschmuck wohl vor Bösem bewahren. Einigen Urnengräbern aus der spätrömischen Zeit wurden Seeigel (aus der Kreide von Dänemark und Rügen) beigelegt. Unklar ist, ob diese als Talisman oder als Spielstein genutzt worden sind. Relativ sicher ist die Verwendung der Seeigel als Spielsteine in der Wikingerstadt Haitabu oder auch in einer Slawensiedlung bei Parchim, da diese dort in großer Anzahl bei Ausgrabungen außerhalb der Gräber in Wohnbereichen gefunden worden sind. 

Der im Volk verbreitetere Name für Belemnit ist Donnerkeil. Er stammt aus der germanischen Sagenwelt. Nach der Sage schleuderte Donar, der Donnergott mit seinen Blitzen diese Donnerkeile zur Erde. Bis heute werden Geschiebefossilien, wie Belemniten, Seeigel, Feuersteine (Feuersteine mit Loch – Hühnergötter) u.a. als Amulett oder Talisman getragen. Die im norddeutschen Tiefland häufig zu findenden Wallsteine (durch das Tertiärmeer abgerundete Feuersteine) werden schon seit alters her aufgrund ihrer eiförmigen Gestalt als Drudeneier (Hexeneier) bezeichnet.

Zu welchen, heute erstaunlichen Gedanken nordische Geschiebe die Menschen im späten Mittelalter anregten, zeigt, dass 1733 in Königsberg  C.H.RAPPOLT daran experimentiert hat, aus devonischen Kugelsandsteinen, welcher von ihm als Rogen eines Riesenstöres gedeutet wurde, Leben zu erwecken.

Bemerkenswert ist die Erfindung einer Steinkombine zur Beseitigung der „nach-wachsenden“ Steine auf den Feldern Mecklenburgs und Brandenburgs. Diese Maschine arbeitet nach dem Prinzip einer Kartoffelvollerntemaschine und wurde in Müncheberg im heutigen ZALF (Zentrum für Agrarlandschafts- und Landnutzungs-forschung) entworfen und in Beeskow in einer Anzahl von 20 Stück gebaut. Eingesetzt wurde sie nicht nur in Brandenburg und Mecklenburg, sondern auch von Mittelrussland über Polen bis Niedersachsen. Verworfen wurde dieses Projekt dann wegen zu hoher Bau- und Betriebskosten. Diese etwas kuriose Erfindung weist darauf hin, dass die nordischen Geschiebe auf den Feldern nicht gerade willkommen sind und beseitigt werden müssen. Ähnlich ist es in den Tagebauen des Braun-kohlebergbaues. Auch hier werden die Geschiebe z.T. mit großen Aufwand entfernt und auf Deponien zur weiteren Verwendung gelagert.

Nordische Geschiebe haben in der Wirtschaft aber neben störenden auch nicht unerhebliche nützliche Effekte. In Ermangelung von Bruchsteinen im norddeutsch-nordpolnisch - baltischen Raum wurden die nordischen Geschiebe schon seit Jahrhunderten als Bausteine genutzt. Viele Straßen sowie Profan – und Sakral-bauten geben ein beredtes Zeugnis davon ab. Die Geschiebe wurden in regelrechten Steinbruchbetrieben, so zum Beispiel bei Althüttendorf im Choriner Endmoränenzug oder bei Feldberg in Mecklenburg abgebaut. Der Steinbruchbetrieb in Althüttendorf fand mit Grubenbahn und dem besonderen Beruf des Steinschlägers von 1869 bis 1964 statt. Diese Steinschläger zerkleinerten die Geschiebe anfangs mit der Hand und später mit Presslufthammer zu Schotter. Dieser Schotter wurde unter anderem beim Bau der Eisenbahnlinie und der Autobahn Berlin – Stettin (Szczecin) genutzt. Auch aus dem Muskauer Faltenbogen sind bei Bohsdorf und Raden „Findlings-steinbrüche“  bekannt. Ein weiterer „Bergbau“ auf Geschiebe war der Kalkbergbau. An lokalen Stellen der Endmoränen häuften sich Kalkgeschiebe derart, dass dort ein Steinbruchbetrieb rentabel war. Dieser Kalk wurde dann in Kalköfen zu Branntkalk weiterverarbeitet und in der heimischen Bauindustrie, der Glas-und Papierherstellung sowie in den Gerbereien verwendet. Außerdem diente dieser Kalk gemahlen als Dünger zur Aufbesserung der kargen Böden der Lausitz. Im Muskauer Faltenbogen fand ein Kalkabbau bei Kalki nordwestlich Trziebel (1560 und vor 1800), Trziebel (1560), Brozek (1560 und vor 1800), Chudzowice nordöstlich Trziebel (1748), Jedrzychowice südwestlich Trziebel (1818), Matuszowice östlich Tuplice  (vor 1800), Preschen (1560 und vor 1800) und Zelz (um 1850) statt. Das Kalkbrennrecht also das Recht Kalk zu Branntkalk zu verarbeiten hatte die Stadt Zary. Dort wurden z.B. zwischen 1835 und 1848 ca. 102 m³ Kalk gebrannt.

Ein weiterer Aspekt zur Nutzung der Nordischen Geschiebe ist die Verwendung und Verarbeitung zu Denkmälern und als Kunstobjekte. Das wohl bekannteste ist die Granitschale im Lustgarten vor dem Alten Museum in Berlin. Diese wurde aus dem Großen Markgrafenstein, einem Findling aus den Rauenschen Bergen bei Fürsten-walde gefertigt.

Es ist erstaunlich, dass man bei einer so intensiven ökonomischen und ideellen Nutzung der nordischen Geschiebe immer noch größere Findlinge am originalen Standort finden kann. Schon frühzeitig wurde vor einer völligen Vernichtung dieser Naturdenkmäler, wie Einzelfindlingen oder Findlingsansammlungen (Block-packungen) gewarnt. Erst 1935 wurden in Deutschland durch das Reichsnatur-schutzgesetz die Kreisverwaltungen verpflichtet, auch Findlinge und Findlingspackungen in die Naturdenkmalslisten aufzunehmen. Derzeit gilt in Bran-denburg das Naturschutzgesetz vom 26.05.2004, welches auch Regelungen zu nordischenGeschieben trifft. Ähnliche Aussagen enthält das Naturschutzgesetz von Sachsen vom 23.07.2004. In Polen werden entsprechend dem Naturschutzgesetz vom 16.10.1991 die Findlinge standortbedingt bzw. nach petrographischen Besonderheiten geschützt.

 


 

Teil 2   Die nordischen Geschiebe des Muskauer Faltenbogen

 

Verfahrensweise und Probleme der Kartierung der nordischen Geschiebe

Zielstellung der aufwändigen Kartierungsarbeiten war es, die nordischen Geschiebe des Geoparkes Muskauer Faltenbogen und unmittelbar angrenzende Gebiete zu erfassen. Zur Erfassung wurden nachfolgende Parameter angesetzt. Die größte Kantenlänge der Geschiebe sollte mindestens 1,0 m betragen. Eine Ausnahme bezogen auf die Größe bilden geologisch / petrographisch interessante nordische Geschiebe. Weiterhin sollten die Geschiebe aus dem Bereich des Muskauer Faltenbogen und nicht aus den umgebenden Tagebauen Nochten, Welzow-Süd Jänschwalde und Cottbus-Nord stammen. Grundlage der Kartierung waren die Meßtischblätter 1:25000 Eichenrode/ Debinka (4355), Forst/Groß-Bademeusel (4354), Döbern (4353), Weißwasser (4453), Bad Muskau (4454) und die geologischen Karten Blatt Triebel (2476), Döbern (2475), Weißwasser (2548) und Muskau (2549). Das Blatt Eichenrode wurde nicht geologisch kartiert.

 

 

Für die Geländearbeit war es unbedingt notwendig, die Gebiete in denen nordische Geschiebe der zu erfassenden Größe zu erwarten waren, auszugrenzen. Dazu wurden geschiebehöffige Gebiete, wie Grundmoränen -und Endmoränenflächen sowie Blockfelder und bereits kartierte Geschiebe aus den geologischen Spezial-karten auf die Meßtischblätter übernommen. Diese ergänzten Meßtischblätter bildeten dann die Grundlage der systematischen Kartierungsarbeiten im Gelände. Die Vermessung der im Gelände gefundenen Geschiebe erfolgte mit Bandmaß nach Länge, Breite und Höhe. Alle Geschiebe wurden fotografiert und die Fundstelle nach Topographie auf dem Meßtischblatt eingetragen. Die Bestimmung der Lage erfolgte durch Abgreifen der Koordinaten vom Meßtischblatt. Die Koordinaten der im Land Brandenburg als Geotop registrierten Geschiebe wurden vor Ort mittels GPS ermittelt.  Das Volumen der Geschiebe ergab sichaus der Multiplikation der Länge, Breite und Höhe mit dem Faktor 0,58. Wurde ein anderer Faktor gewählt so erscheint dieser auf dem entsprechenden Erfassungsblatt. Die Erfassung der kartierten Einzelgeschiebe bzw. jeder Geschiebegruppe erfolgte in einem Erfassungsblatt welches  folgenden Daten enhält:

·       Meßtischblatt

·       fortlaufende Nummer des Geschiebes

·       topographische Lage

·       Koordinaten (Gauß-Krüger)

·       Gesteinsart

·       Größe und Volumen

·       Besonderheiten / Bemerkungen ( wie Bedeckung, geol. Besonderheiten,

                                                           Geotopnummer u.a.).

 

Vorkommen, Größe und Gewicht der erfassten nordischen Geschiebe

(BR – Brandenburg, SA – Sachsen, PO – Polen) Stand Nr. 205 Gesamt:225

 

Messtischblatt

1:25000

Anzahl (Stck)

schützenswerte Objekte (Stck)

als Geotop registriert (Stck)

 

BR

SA

PO

BR

SA

PO

BR

SA

PO

Forst/Groß-Bademeusel      (4354)

98

-

16

12

-

7

10

-

1

Döbern (4353)

73

-

-

24

-

-

14

-

-

Weißwasser (4453)

15

1

-

5

-

-

1

-

-

Bad Muskau (4454)

2

11

7

1

5

3

1

-

-

Eichenrode (Debinka) (4355)

-

-

2

 

 

 

 

 

 

 

Volumen

Größenklasse

Anzahl

 

 

BR

SA

PO

< 0,5

1

82

4

6

ab 0,5 – < 1,0

2

64

3

9

ab 1,0 – < 2,0

3

34

-

7

ab 2,0 – < 3,0

4

6

2

1

>3,0

5

2

3

2

 

 

 

 

 

 

Gestein

Größenklasse (Anzahl in Stck)

Anteil des Gesteins an der Gesamtmenge (%)

1

2

3

4

5

Granit

65

55

36

8

6

 

Gneis

22

20

5

1

1

 

Sandstein Quarzit

1

 

 

 

 

 

Kalkstein

 

1

 

 

 

 

Sonstige

4

 

 

 

 

 

 

Tabelle Dichte

Gesteinsbezeichnung

Dichte in t/m³

Granit

2,7

Diorit/Gabbro

2,9

Quarzporphyr

2,7

Sandstein / Quarzit

2,5

Gneis

2,7

Kalkstein / Marmor

2,7

 

 

 

Nordische Geschiebe ≥ 1,0m³ (sichtbar)

Messtisch-

blatt

Land

Nr. der

Gestein

Volumen

Gewicht

unter

Geot.Nr

(Nr.)

Kartierung

(m³)

Schutz

Name

4354

P

14

Växjögranit

36,3

101,0

ja

?

Teufelsstein

4353

B

26

Rönne-Granit

6,5

17,6

ja

2118

Gr. Finkenstein

4353

B

25

Granit

4,1

11,1

ja

2119

Kl. Finkenstein

 

 

 

 

 

 

 

 

4354

P

53

Gneis

3,7

10,0

nein

 

4454

S

128b

Granit

3,6

9,7

nein

 

4454

S

128a

Granit

3,4

9,2

nein

 

4454

S

130

Granit

3,1

8,4

nein

 

4354

B

29b

Granit

2,7

7,3

ja

179

4454

B

131

Granit

2,4

6,5

ja

1637

4354

B

150

Granit

2,4

6,5

ja

2310

4353

B

64

Gneis

2,4

6,5

ja

2317

4454

S

84

Granit

2,2

6,0

nein

 

4354

B

19

Revsundgranit

2,1

5,8

ja

181

4454

S

146

Gneis

2,1

5,7

nein

 

4454

P

147

Gneis

2,1

5,7

nein

 

4353

B

65a

Granit

2,1

5,7

ja

2318

4353

B

71

Granit

2,1

5,7

nein

 

4353

B

179

Gneis

1,7

4,59

ja

2435

4453

B

55

Granit

2,0

5,4

nein

 

4354

B

1

Stockholmgranit

1,9

5,2

ja

176

4354

P

51

Granit

1,9

5,1

nein

 

4354

B

115c

Bornholmgranit

1,7

4,6

ja

2311

4353

B

28

Granit

1,7

4,6

ja

2440

4353

B

63

Växjö-Granit

1,7

4,6

ja

2430

4353

B

68

Granit

1,6

4,3

nein

 

4353

B

174

Granit

1,6

4,3

ja

2315

4453

B

56

Granit

1,6

3,8

nein

 

4453

B

54

Granit

1,5

4,1

nein

 

4354

B

20

Upplandgranit

1,4

3,8

ja

177

4354

B

118b

Granit

1,4

3,8

ja

2312

4354

B

29c

Granit

1,4

3,8

ja

180

4353

B

76

Gneis

1,57

4,24

ja

2431

4353

B

168d

Granit

1,2

3,24

ja

2434

4353

B

182

Bornholmgranit

1,6

4,32

ja

2437

4354

B

18b

Stockholmgranit

1,3

3,5

nein

 

4353

B

175

Bornholmgranit

1,0

2,7

nein

 

4353

B

21

Gneis

1,2

3,51

ja

2436

4354

P

12

Stockholmgranit

1,3

3,5

nein

 

4354

B

156

Granit

1,3

3,5

ja

2316

4454

P

44

Granit

1,2

3,2

nein

 

4353

B

61

Uppsalagranit

1,2

3,2

ja

2432

4353

B

65

Granit

1,2

3,2

ja

2319

4353

B

74

Granit

1,6

4,32

ja

2433

4353

B

168a

Granit

1,2

3,4

nein

 

4353

B

78

Granit

1,2

3,2

nein

 

4354

B

118a

Granit(Pegmatit)

1,2

3,24

ja

2313

4453

B

33

Granit

1,1

3,0

nein

 

4353

B

70

Granit

1,1

3,0

nein

 

4353

B

30

Granit

1,0

2,7

nein

 

4353

B

58

Granit

1,0

2,7

nein

 

4353

B

166

Gneis

1,0

2,7

nein

 

4354

P

189

Karlshamngranit

1,4

3,78

nein

 

4454

P

190

Karlshamngranit

1,1

2,97

nein

 

4353

B

195

Gneisgranit

1,5

4,05

ja

2438

4353

B

198

Granit

1,7

4,59

ja

2439

4354

P

203

Granit

1,1

2,97

nein

 

4454

P

202

Gneis

1,2

3,24

nein

 

 

 


 

 

Leitgeschiebe bzw. Geschiebe mit petrographischen / glazigenenen Besonderheiten

Nr.

Meßtischblatt

Nr. der

Kartierung

Bezeichnung

Volumen

(m³)

Besonderheiten

1

4354

1

Stockholmgranit

1,92

 

2

4354

2c

Bornholmgranit

0,5

 

3

4354

2d

Granit

0,2

Windkanter

4

4354

14

Växjögranit

36,3

 

5

4354

15

Perniögranit

0,1

 

6

4354

16

Bornholmgranit

0,2

 

7

4354

17

Bornholmgranit

0,5

 

8

4354

18

Paläoporellenkalk

0,6

 

9

4354

18

Stockholmgranit

1,34

 

10

4354

18

Uppsalagranit

0,2

 

11

4354

18

Diorit

0,1

 

12

4354

18

Dalasandstein

0,1

 

13

4354

18

Smålandgranit

0,4

 

14

4354

19

Revsundgranit

2,13

Frostsprengung

15

4354

20

Upplandgranit

1,4

 

16

4354

41

Stockholmgranit

0,4

 

17

4354

45

Granit

0,5

Windkanter, Frostrisse

18

4354

49

Bornholmgranit

0,7

 

19

4354

50

Lofthammargneis

0,5

 

20

4354

53

Granatgneis

3,7

 

21

4354

85

Rapakivigranit

0,4

 

22

4354

87

Stockholmgranit

0,1

 

23

4354

93

Granit

0,2

Windkanter

24

4354

98

Granit

0,4

Frostsprengung

25

4354

101

Roter Granit

0,2

 

26

4354

115c

Bornholmgranit

1,8

 

27

4354

117b

Uppsalagranit

0,2

 

28

4354

118a

Pegmatitischer Granit

1,2

 

29

4354

118b

Granit

1,4

Gletscherschrammen

30

4354

140

Granit

0,7

Frostsprengung

31

4354

141

Revsundgranit(?)

0,5

 

32

4354

142

Gneis

0,5

Windkanter

33

4354

143a

Grober pegmatiti-scher Granit

0,8

 

34

4354

154

Uppsalagranit

0,4

 

35

4354

156

Granit

1,3

Frostsprengung

36

4353

26

Rönnegranit

6,5

 

37

4353

30

Granit

1,0

Wollsackverwitterung

38

4353

59

Pegmatit mit Turmalin

0,7

 

39

4353

61

Uppsalagranit

1,2

 

40

4353

62

Granitporphyr

0,4

 

41

4353

63

Växjögranit

1,7

 

42

4353

77

Granatamphibolit

0,4

 

43

4353

135

Diorit

0,2

 

44

4353

161

Gneis

0,7

Gletscherschrammen

45

4353

163

Ålandrapakivi

0,4

 

46

4353

169a

Grober pegmatiti-scher Granit

0,7

 

47

4353

175

Bornholmgranit

1,3

 

48

4353

177

Bornholmgranit

0,5

 

49

4353

182

Bornholmgranit

1,4

 

50

4353

183

Alandrapakivi

0,5

 

51

4353

186

Granit

0,6

Frostsprengung

52

4453

56

Rapakivigranit

1,6

 

53

4454

122a

Granit

0,7

Gletscherschrammen

54

4454

129b

Siljangranit

0,2

 

55

4454

171b

Ålandrapakivi

0,3

 

56

4554

82

Granatgneis

8,7

 

57

4554

83

Smalandgranit

9,1

 

58

4353

74

Bornholmgranit

1,6

 

59

4353

75

Vanggranit

0,56

 

60

4354

189

Karlshamngranit

1,4

 

61

4454

190

Karlshamngranit

1,1

 

62

4353

196

Granit

0,15

Windkanter

 

 


 

 

Geschiebe als kulturelle und religiöse Gedenksteine

Nr.

Meßtischblatt

Nr. der Kartierung

Größe (m³)

Verwendungszweck

1

4354

14

36,3

Slawische Kultstätte (?)

2

4354

18

 

Findlingsgruppe als Spielplatz für „Doppelkopffreunde“

3

4354

51

1,9

Gedenkstein Turnverein Triebel

4

4353

64

2,4

Denkmal für die Gefallenen des 1.Weltkrieges

5

4353

79

0,3

Herman-Löns-Stein

6

4554

82

8,7

Findlingspark Nochten

7

4554

83

9,1

Findlingspark Nochten

8

4354

115

 

Historischer Geschiebebear-beitungsplatz

9

4453

122

 

Parkgestaltung Kromlauer Park

10

4454

128

3,4 / 3,6

Parkgestaltung Muskauer Park

11

4454

130

3,1

Gedenkstein an den Brücken-kopf der 1. Ukrainischen Front am 16.04.45

12

4454

131

2,4

Gedenkstein Heimatgruppe Groß-Särchen

13

4454

146

2,1

Pücklerstein am Amtshaus Muskauer Park

14

4454

147

2,1

Pücklerstein im Muskauer Park

15

4354

156/157

1,3/0,7

Slawische Kultstätte (?)

16

4454

171a

0,5

Gedenkstein Inschrift unleserlich

17

4353

183

 

Historischer Geschiebebear-beitungsplatz

18

4354

189

1,4

Kriegerdenkmal

19

4454

190

1,1

Gedenkstein Johannes Paul II.

20

4353

197

0,6

Stein mit Inschrift (? Bohsdorf)

21

4354

201

0,6

Gedenkstein 700 Jahre Trzebiel

22

4454

202

1,2

Stein mit Inschrift (Bergmannszeichen +Pustkowie)

 

 


 

 

Sagen über Findlinge

 

Der Teufelsstein bei Kemnitz

In der Mühle an der nahegelegenen Lauba (Lanka) lebte einst eine

wunderschöne Müllerstochter. Sie gefiel selbst dem Teufel und dieser hätte

gern das Herz dieses schönen Mädchens erobert. Da erschien er eines Tages als zugewanderter Müllergeselle, der vorgab, viele Länder gesehen zu haben, und er erhielt bei dem Müller Arbeit. Er machte seine Sache auch ganz gut und hätte seinen Zweck, das Herz der Tochter zu erobern, voll erreicht, wenn nicht die fromme Mutter misstrauisch gewesen wäre. Sie passte scharf auf ihn auf und erkannte ihn eines Abends als den Bösen. Daraufhin machte sie Lärm und der Teufel wurde aus dem Haus gejagt. Als er davonging, sagte er: „Noch vor Mitternacht soll die Mühle in Trümmern liegen!“ Er ging auf den Spitzberg bei Bahren an der Neiße, und grub dort einen großen Granitblock aus der Erde und trug ihn in seinen Händen nach Kemnitz (Kámenica).  Er kam aber um einige Minuten zu spät. Die Kirchturmuhr zu Triebel (Trzebiel) schlug die Mitternachtsstunde, bevor er die Mühle erreichte. Da musste er den Stein fallen und die Mühle in Frieden lassen. An dem Stein sieht man noch heute

die Spuren seiner Krallen. Er zeigt auf beiden Seiten deutliche Löcher (Bohrlöcher) die nach Sage die Spuren der Krallen des Teufels sind. Von dem Findling trägt auch das nahegelegene Dorf Kámenica seinen Namen. Kámen heißt übersetzt Stein.

 

Ihlo/ Scholze, Aus der Heimat, Forster Sagen und Lebenserinnerungen,

1994, UK-Verlag Forst

 

Der Teufelsstein bei Triebel

Vierzig Schritte von der Straße, welche von Triebel nach Kemnitz führt, an einem Bache, welcher bei Krohle entspringt und bei Triebel vorbei in die Neiße fließt, liegt ein großer Stein, an dessen Oberfläche sich mehrere Löcher befinden. Diese Löcher sind Eindrücke von den Krallen des Teufels, der ihn vom Riesengebirge durch die Lüfte hierher führte, um die an dem Bache gelegene Mühle zu zerstören. Denn er hatte einen Groll auf den Müller, der unter seinen Handwerksgenossen eine Ausnahme war, weil er ehrlich war. Allein als der Teufel eben angekommen, schon ausholte, um den frommen Müller mit Weib, Kind, Knecht und Magd samt der ganzen Mühle durch einen Wurf zu vernichten, krähte der Hahn im nahen Dorf Kemnitz. Der Teufel wurde machtlos und musste den Stein fallen lasen, welcher nun jedem, der an ihm vorübergeht, die gute Lehre gibt, dass man nur ehrlich sein darf, um zu machen, dass der Teufel keine Gewalt über uns habe.

 

K.Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1862

im Reprint 1977 Georg Olms Verlag Hildesheim/New York

 

 


 

Der Teufelstein bei Kemnitz

Auf einer Wiese des Dominions Kemnitz bei Triebel liegt der Teufelstein, ein ziemlich großer erratischer Block, der wahrscheinlich früher als Opferstein diente. Von ihm erzählt man sich folgende Sage:

Der Hintermüller in Triebel hatte mit dem Teufel einen Bund geschlossen, denselben aber nicht gehalten. Der erzürnte Teufel brach im Lausitzer Gebirge unweit Bautzen einen großen Stein vom Gebirge ab und fasste denselben mit seinen Krallen, die sich tief hineinbohrten. Er trug ihn auf die Mühle zu, um diese zu zerschmettern. Weil aber der Stein so schwer war, kam er nur langsam mit demselben vorwärts; indes er war nur 200 Schritte von der Mühle entfernt, als es in Triebel eins schlug. Zugleich krähte auch der Hahn des Müllers. Da ließ der Teufel vor Schreck den Stein fallen, und die Mühle blieb unversehrt.

 

Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt-und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftstellergenossenschaft 1894

 

Reprint  K.Gander Niederlausitzer Volkssagen

1977 Georg Olms Verlag Hildesheim/New York

 

Nachfolgende Sagen wurde mir durch Herrn Grätz Groß-Kölzig freundlichst

übergeben. Beim weißen Stein handelt es sich wahrscheinlich um den Finkenstein.

 

Die Jagd am weißen Stein

Der Kurfürst von Sachsen kam früher oft nach Friedrichshain auf sein Jagd-

haus, um Wildsau, Auer- und Birkhähne zu schießen. Da wurde er einst von

eine  wütenden Keiler angefallen. Einer seiner Hofleute warf sich dazwischen

und rettete ihm so das Leben. Das geschah am weißen Stein zwischen 

Friedrichshain  und Reuthen. So oft  der Fürst hier vorbeikam, stieg er ab und

betete am Stein ein Vaterunser. Diesen Stein hatte ein Bauer einst  fortge-

fahren, um ihn beim Hausbau zu verwenden. Auf  Geheiß des Gutsherrn

musste er ihn aber wieder an seinen alten Platz schaffen. Als eine Schneise

durch den Wald gehauen wurde, traf der Weg gerade auf diesen Stein, und er

wurde um erhalten zu bleiben, auf die rechte Seite des Weges verbracht.


 

Der Findling am Bandaluschk

                             Wer vor vielen Jahren um Mitternacht in Pantoffeln an dem großen Stein,

einem Findling vorüberging, konnte auf ihm viel Gold und Silber und andere

Schätze liegen sehen. Ein Lichtlein umtanzte sie, um die Menschen

anzulocken. Aber wehe, wenn sie der Lockung folgten! Einst näherte sich ein

Mann dem Steine, um die Kostbarkeiten zu holen. Da stürzte sich aus dem

Bandaluschk, dem in der Nähe sich befindlichen Wasserloch, der Drache , der

die Schätze bewachte auf ihn und wollte ihn verschlingen. Der Mann rannte

wie noch nie in seinem Leben und rettete sich so. Der Drache wurde später

vertrieben, weil er sich an Pilze suchende Kinder heranmachte und sie

auffraß.


 

Die Einteilung der Gesteine

 

Sedimente oder Ablagerungsgesteine

                          entstanden durch Verwitterung, Erosion oder als organische Ablagerung

anorganische Gesteine 

       organische Gesteine

Lockergesteine

 

Festgesteine

Lockergesteine

Festgesteine

Sand/Kies

 

Salz

Humus

Kalkstein

Schluff

 

Sandstein

Torf

Steinkohle

Geschiebemergel/lehm

Mischgesteine

Schieferton

Braunkohle

Antrazit

Beckenton/schluff

Gips

Wiesenkalk

Raseneisenerz

Lößlehm

Anhydrit

 

Kupferschiefer

 

 

 

 

 

Kristalline Gesteine (entstanden durch die Gebirgsbildung)

                                                 Magmatite

Tiefengesteine (Plutonite)

Ergußgesteine(Vulkanite)

Ganggesteine

Granite

      hell

   sauer

Phonolithe

sauer

     hell

Syenite

Porphyre

Diorite

 

 

Porphyrite

 

 

Larvikite

 

 

Diabase

 

 

       Gabbros

    dunkel

  basisch

Basalte

basisch

   dunkel

 

 

 

Ignimbrite(Rhyolit bis Dazit)

 

 

 

 

Metamorphite

(Umwandlungsgesteine)

Tonschiefer

Wenig umgewandelt 

Dachschiefer

Grauwacke

 

Quarzit

 

Phyllit

 

Glimmerschiefer

 

Marmor

 

Gneis

 

Eklogit

stark umgewandelt

 


 

 

Erdzeitalter (Alter in Mill. Jahren

 

 

 

 

 

 

Holozän

0,01

 

Känozoikum

Quartär

1,8

Erdneuzeit

 

Tertiär

65

 

Mesozoikum

Kreide

142

 

 

Jura

200

Erdmittelalter

 

Trias

251

 

Paläozoikum

Perm

296

 

 

Karbon

358

 

 

Devon

417

 

 

Silur

443

 

 

Ordovizium

495

Erdaltertum

 

Kambrium

545

Erdurzeit

Proterozoikum

 

2500

 

Archaikum

 

4800

 

 

 

 

Eiszeitalter – Glaziale (Kaltzeiten) und Interglaziale (Warmzeiten) (Alter in Tsd.

                                                            Jahren)

Holozän

10

 

Quartär

110

Weichselglazial

 

125

Eeminterglazial

 

370

Saaleglazial

 

450

Holsteininterglazial

 

580

Elsterglazial

 

1800

Ältere Glaziale und Interglaziale